"Wie der jung […] kunig in allen ritterspilen, auch in teutschen und welschen stechen ubertreffenlichen was."
In der Geschichte des Turniers nimmt Kaiser Maximilian I. eine Sonderstellung ein. Als einer der eifrigsten und besten Turnierreiter seiner Zeit widmete er diesem Sport besondere Aufmerksamkeit. Das Turnier war, losgelöst von der realen Schlacht, ein Ausdruck des vollkommenen, idealen Kampfes geworden. Es war für Maximilian aber auch ein politischer Akt. Alle großen Ereignisse seiner Regierung wurden mit einem Turnier gefeiert. Es stellte für ihn das ideale Mittel dar, seine Bedeutung zu betonen und das Ansehen des Hauses Habsburg zu steigern.
Zur Zeit Maximilians war das Turnier ein sorgfältig organisierter Sport geworden, dessen Ablauf durch eine Reihe ausgefeilter Regeln bestimmt wurde. Das Turnier wurde von einem Herold angekündigt, der die Herausforderung im ganzen Reich verbreitete. Diese beinhaltete unter anderem die Art des Kampfes sowie die Waffen und Rüstungen, die zum Einsatz kommen sollten. Dabei wurde grundsätzlich unterschieden zwischen dem Kampf zu Pferd mit Lanze und Schwert oder zu Fuß mit Spieß, Streitaxt und Schwert. Die Turnierfeste konnten mehrere Tage dauern und endeten immer mit einem nächtlichen Bankett.
Im Laufe der Zeit entstanden im Bereich des Turniersports verschiedene Varianten, die als Einzel- oder Gruppenkämpfe zu Pferd oder zu Fuß ausgetragen wurden.
Beim Freiturnier simulierte man in bereits ritualisierter Form den Kampf des Ritterheeres im Feld mit der Verwendung von Lanze und Schwert.
Das „Gestech“ bestand in einem Zweikampf mit stumpfer Lanze. Die Gegner versuchten einander aus dem Sattel zu stechen. Diese Turnierart wurde in drei Varianten ausgeübt, wobei beim „Welschen Gestech“ die Gegner durch eine hölzerne Wand voneinander getrennt waren, über die hinweg sie mit Lanzen aufeinander einstachen.
Dem sogenannten Rennen verhalf Maximilian zu seinem Platz bei den großen Turnierfesten. Bis zu acht verschiedene Rennarten waren möglich, bei denen in erster Linie mechanische Details den Ablauf variierten. Traf eine Lanze genau in das Zentrum des gegnerischen Schilds, so wurde dieses aufgrund eines Federmechanismus über den Reiter hinweg in die Luft katapultiert.
Neben dem ritterlichen Zweikampf zu Pferd gab es noch den ritterlichen Zweikampf zu Fuß. Er wurde mit einem Spieß, einer Streitaxt, einem Schwert oder Dolch ausgetragen.
Autorin: Mag. Ingeborg Micko, 2019
Kaiser Maximilian I. - Kaiser - Reformer - Mensch. Zum 500. Todesjahr des letzten Ritters - Dokumentation zur Sonderausstellung im Museum der Stadt Wels - Burg vom 21. März - 27. Oktober 2019.