Kaiser Maximilian I.
und das Jagdwesen

Kaiser Maximilian I. war ein leidenschaftlicher Jäger. Er nützte die Jagd zur Demonstration seiner persönlichen Stärke und Überlegenheit. Als herrschaftliches Vorrecht diente sie ihm aber auch als Element im Spiel der Diplomatie und der Repräsentation. So veranstaltete er spektakuläre Schaujagden unter anderem für das mailändische Herzogspaar, für den türkischen Botschafter oder für die spanischen und venezianischen Gesandten. Um sich selbst und seinen Gästen eine Bühne zu bieten, ließ Maximilian eine Reihe von Jagdschlössern errichten, wie die auf der Welser Heide gelegene Sachsenburg. Am Reinberg bei Wels, südlich der Traun, ließ er einen Tiergarten anlegen, dessen Bestand wohl für die Falknerei herangezogen wurde. Um den Reichtum an Tieren in seinen Ländern zu sichern, verwendete Maximilian große Sorgfalt auf die Hege des Wildes. So erließ er eine Vielzahl an Vorschriften für seine Bediensteten, aber auch für seine Untertanen, wobei einige der Maßnahmen besonders den Bauern zum Nachteil gereichten. Die von Maximilian in Auftrag gegebenen Jagdbücher geben einen guten Einblick in die Art der Jagdausübung seiner Zeit.

Der Kürnberg bei Linz, 1743, Karte

Im Land ob der Enns waren Maximilian die von Linz und Wels aus gut erreichbaren Jagdgebiete besonders wichtig. Für die Niederjagd auf der Welser Heide, wo Hasen, Füchse und Federvieh die Jagdbeute darstellten, wurde ein eigener Jagdbeamter bestellt, der vorerst in Marchtrenk saß...

Im Land ob der Enns waren Maximilian die von Linz und Wels aus gut erreichbaren Jagdgebiete besonders wichtig. Für die Niederjagd auf der Welser Heide, wo Hasen, Füchse und Federvieh die Jagdbeute darstellten, wurde ein eigener Jagdbeamter bestellt, der vorerst in Marchtrenk saß. 1508 befahl der Kaiser den Bau eines Jagdhauses im Zentrum der Heide und übertrug seinem Vizedom Georg Sigharter die Finanzierung. Von hier aus sollte nun der Forstknecht das Niederjagdrevier beaufsichtigen und hegen, es sollte aber auch dem Kaiser selbst als Jagdhaus dienen. Dieser wollte den Helden Ferafis (Feirefiz) auf die Fassade malen lassen, der ihm als Halbruder des Parzival und „gemischtfarbiger“ Sohn der Mohrenkönigin Belakane aus dem Roman Wolframs von Eschenbach bekannt war. Im Jänner 1512 ist erstmals ein Besuch Maximilians nachzuweisen. Bis 1518 sind etliche weitere Aufenthalte dokumentiert. In einem seiner Gedenkbücher interpretiert Maximilian die Gräben und Wälle am Kürnberg als Reste einer Wehranlage der christlichen Sachsen(!) gegen die heidnischen Hunnen. Im Gedenken daran nennt er sein ursprünglich als „Hasenhaus“ bezeichnetes Jagdschlösschen „Neu-Sachsenburg“.

Maximilian ließ an vielen Orten vorrangig der Hasenaufzucht dienende Tiergärten einrichten. Im Land ob der Enns waren es zwei. Der ältere wurde in Wels südlich des Brückenkopfs auf dem Terrassenabhang des Reinbergs angelegt. Er wird schon 1502 genannt, als das Hasengehege in Innsbruck von Wels aus mit Tieren ergänzt werden sollte. 1509 wird der Welser Tiergarten in einem kaiserlichen Befehl an den Vizedom Sigharter genannt, 100 Gulden für den paw des kunigl gartenn in Linz bereitzustellen und denselben mit 30 bis 40 kuniglein (Hasen, Kaninchen) aus dem kuniglgarten zu Wels zu besetzen. Als 1513 der junge Meistersinger Hans Sachs Wels besuchte, beschreibt er einen Spaziergang durch das Trauntor und über die Traunbrücke zu des Kaisers Tiergarten. Dieser war von einem runden liecht Zaun umfangen. Vil künlein sach ich gaylend hupffen, Aus und ein in hölen schlupffen, Aller farb rot, grau, weiß und schwarz.

Darüber hinaus bedienten die „Hasen“ auch den königlichen Humor. Schon 1501 ätzte er in Nürnberg, als er seine Sporen durch ein nicht vergoldetes Rädchen ergänzen musste, dass er den Hasen auf der Linzer Heide nicht zum Gespött werden wolle, wenn die solches sehen. 1509 beauftragte er die Bemalung der Fassade des ihm durch Selbstmord seines österreichischen Kanzlers Johannes Waldner zugefallenen Wiener Hauses mit Szenen des Triumphes der Hasen über ihre Feinde (Jäger, Hunde) im Sinne einer „verkehrten Welt“ und nannte es fortan „Hasenhaus“. Auch ließ Maximilian notieren, Wolfgang Jörger habe ihm erzählt, dass bei Linz zwei Hasen einen Hund gejagt und gebissen hätten. Er verstand neben der mühsam erlernten lateinischen Sprache offenbar auch Jägerlatein.

Die Hochwildjagd konnte Maximilian in den Traunauen und auf den steilen Traunleiten zwischen Wels und Ebelsberg ebenso ausüben wie am Kürnberg, dessen Jagddistrikt rechtlich bis an die Linzer Landstraße reichte. Er ließ hier Wald und Wild besonders pflegen, richtete Salzlecken und Jagdunterstände ein und bestrafte jede Störung durch Bauern und Wilderer.

Die älteste Karte des Kürnbergs stellt den damals noch besitzmäßig in den Wilheringer und den landesfürstlichen Wald geteilten Berg dar, dessen Bejagung aber allein dem Landesfürsten zustand. Der aus Schlesien stammende und in Linz wohnende Ingenieur und Geometer Franz Anton Knittel hat diese „Mappa“ „nach geometrischer Kunst getreulich abgemessen“. Datiert ist sie mit 10. Jänner 1743.

Walter Aspernig

Der Kürnberg bei Linz, 1743, Karte, Kopie, Leihgabe: Walter Aspernig, Wels


Reiherjagd in Vöcklamarkt, 1518

Maximilian I. verfügte in dieser Urkunde aus 1518, dass das Salzamt in Gmunden dem Cunradt Walh in vecklastorff (Vöcklamarkt) jährlich 12 Gulden zu bezahlen hat, damit er in seinem Wald, in dem Reiher nisten und ausziehen, kein Holz schlage...

Maximilian I. verfügte in dieser Urkunde aus 1518, dass das Salzamt in Gmunden dem Cunradt Walh in vecklastorff (Vöcklamarkt) jährlich 12 Gulden zu bezahlen hat, damit er in seinem Wald, in dem Reiher nisten und ausziehen, kein Holz schlage. Nicht die Sorge um den Bestand an Reihern bewog Maximilian sie unter hohen Kosten an bestimmten Plätzen zu hegen, sondern er wollte sich damit nur genug Federvieh für die Beizjagd, die Jagd mit Greifvögeln, sichern.

1518

Leihgabe: Hartwig Speta, Wels


Tiroler Jagdbuch, 1500

Im Jahr 1500 wurden auf Veranlassung Maximilians I. sechzehn Nordtiroler Jagdgebiete beschrieben und mit zwei ganzseitigen Jagddarstellungen, einer Hirsch- und einer Gämsenjagd, geschmückt...

Im Jahr 1500 wurden auf Veranlassung Maximilians I. sechzehn Nordtiroler Jagdgebiete beschrieben und mit zwei ganzseitigen Jagddarstellungen, einer Hirsch- und einer Gämsenjagd, geschmückt. Bei der Hirschjagd ist Maximilian hoch zu Ross zu sehen. Mit angelegter Armbrust zielt er auf den, ihm durchs Wasser zugetriebenen, Hirschen.

Jörg Kölderer (?)

1500


Autorin: Mag. Ingeborg Micko, 2019

Kaiser Maximilian I. - Kaiser - Reformer - Mensch. Zum 500. Todesjahr des letzten Ritters - Dokumentation zur Sonderausstellung im Museum der Stadt Wels - Burg vom 21. März - 27. Oktober 2019.