Letztwillige Wels betreffende Anordnungen und Verfügungen
In der Nacht vom 30. zum 31. Dezember 1518 diktierte der Kaiser sein Testament, beginnend mit den Worten des Propheten Isaias: „Mensch, versieh dein Haus, denn du wirst sterben …“. Als Beisetzungsort bestimmte er die St. Georgskirche in Wiener Neustadt, wo auch die fertigen und noch fertigzustellenden Statuen für sein Grabmal aufgestellt werden sollten. Fromme Stiftungen sollten seinen Weg in den Himmel ebnen helfen. So sah er zwei Kirchen zu Ehren des hl. Leopolds, Schutzpatron von Österreich, in Innsbruck und Wels vor. Beide Bauten kamen allerdings nicht zustande. In neun Städten sah er Armenhäuser mit Kirche und einem Denkmal Maximilians vor.
Während sein Grabmal als Gesamtkunstwerk, zwar stark reduziert, aber von den besten Künstlern der Zeit gearbeitet, nach Jahrzehnten in der neu erbauten Hofkirche in Innsbruck seinen endgültigen Aufstellungsort fand, wurde der Bau der beiden Leopoldskirchen gestrichen, einige der vorgesehenen Hofspitäler von Ferdinand I. umgesetzt. Dabei kam der Umstand zugute, dass damals wegen der Nachwuchsprobleme in vielen Klöstern solche verkauft und in Spitäler umgewandelt wurden. So geschah es auch in Oberösterreich, wo statt des vorgesehenen Standorts Linz das aufgelöste Minoritenkloster in Wels im Sinne Kaiser Maximilians in ein Hofspital umgestaltet und entsprechend ausgestattet wurde.
Ein besonderes Anliegen war dem Kaiser auch die Versorgung der älteren geistlichen Mitglieder seines Hofes. So wies er etwa seine Testamentsvollstrecker und Räte zu Wels an, den Richter und Rat der Stadt Wels zu ersuchen, für den Priester und langjährigen Sänger in der kaiserlichen Hofkapelle Michael Taschinger für seine Verdienste das nächste in Wels freiwerdende Benefizium zu verleihen.
Schließlich wurde die vorerst in Wels verbliebene Hinterlassenschaft Maximilians unter Aufsicht der Testamentsvollstrecker in Truhen verpackt und nach Linz in die Gewölbe des Schlosses versperrt, bis Ferdinand I. sich derselben annehmen konnte.
Autor: Walter Aspernig, 2019
Kaiser Maximilian I. - Kaiser - Reformer - Mensch. Zum 500. Todesjahr des letzten Ritters - Dokumentation zur Sonderausstellung im Museum der Stadt Wels - Burg vom 21. März - 27. Oktober 2019.