Modell des Trauerzugs Kaiser Maximilians I.
Am 12. Jänner 1519, zur dritten Stunde nach Mitternacht, beendete Kaiser Maximilian I. sein tatenreiches Leben. Drei Tage lang war der Leichnam offen aufgebahrt worden. Am 16. Jänner 1519 wurde der Verstorbene in einem feierlichen Zug in die nahegelegene Stadtpfarrkirche von Wels gebracht.
Der Trauerzug wird angeführt von den Ministranten, hinter ihnen die Äbte von Kremsmünster und Lambach. Diesen folgen die Hofkapläne Thomas Krieger und Wilhelm Waldner. Das Nahen des toten Monarchen zeigt der Herold im schwarzen Wappenkleid mit dem zu Boden gesenkten Heroldstab an. Zum Zeichen der Trauer ganz in Schwarz verhüllt schreitet der Marschall. Ein Jüngling, der Sohn des Kriegshelden Georg von Frundsberg, hält das Schwert des Kaisers in seinen Händen. Zwölf Grafen tragen den schwarz verhüllten Sarg auf ihren Schultern zur Kirche. Noch vor dem Leichenzug hatte es einen hässlichen Streit menschlicher Eitelkeit gegeben, nämlich, wer die Reichskleinodien tragen darf. Man entschied sich letztendlich salomonisch und legte Krone, Reichsapfel, Zepter und die Goldkette mit dem Orden des Goldenen Vlieses auf den Sarg. Hinter diesem schreitet Matthäus Lang, Kardinal von Gurk und geheimer Rat von Maximilian.
Kriegsvolk - Landsknechte und Musketiere mit ihren auffälligen Uniformen - steht bereit um den Leichenzug vor der aus weitem Umkreis herbeigeeilten Landbevölkerung zu schützen. Ein Landsknecht hält in der rechten Hand einen Bihänder, eine Waffe, die vom „verlorenen Haufen“ getragen wurde. Diese Krieger sperrten Brücken und deckten den Rückzug. Neben ihm steht ein Landsknecht mit Luntenbüchse und dazu gehöriger Anschlaggabel. Auch am Ende des Zuges sorgen zwei Soldaten für Ordnung.
Vier Tage blieb der Leichnam von Kaiser Maximilian I. im Chor der Stadtpfarrkirche aufgebahrt. Man gab so den Untertanen eine letzte Gelegenheit Abschied zu nehmen. Vom 20. Jänner weg bewegte sich der Leichenzug, von Hofstaat und Ständeherren begleitet, durch die Dörfer und Städte Österreichs nach Wien, wo der Sarg in St. Stephan drei Tage lang dem Volk gezeigt wurde. Am 3. Februar 1519 fand Maximilian I. in der St. Georgskirche zu Wiener Neustadt seine letzte Ruhe.
Autorin: Mag. Ingeborg Micko, 2019
Kaiser Maximilian I. - Kaiser - Reformer - Mensch. Zum 500. Todesjahr des letzten Ritters - Dokumentation zur Sonderausstellung im Museum der Stadt Wels - Burg vom 21. März - 27. Oktober 2019.