Armenküche,
Notverpflegung und Kriegskost

Kriege, Missernten, fehlende Vorratshaltung, Unwetter, Schädlingseinfall und Naturkatastrophen haben immer wieder Notzeiten heraufbeschworen – auch in den Klöstern. Über die Armen-, Not- und Kriegsküche sind wir erstmals seit dem Mittelalter unterrichtet. Breispeisen standen da genauso auf dem spärlichen Speiseplan wie das vom Adel noch als Armenessen verpönte Gemüse.

Die mittelalterliche Obrigkeit – Adel wie auch Klerus – reagierte auf Hungersnöte und Versorgungsschwierigkeiten mit demonstrativer Mildtätigkeit. So vermachte etwa ein Heinrich der Gradniczer 1396 in Wien zehn Pfund Pfennige für den Zweck, dass nach seinem Tode 60 Arme seinem Begräbnis beiwohnen und für ihn beten sollen, dafür soll ihnen danach ein dreigängiges Essen mit Huhn, Kraut und Gemüse aufgetragen werden.

Kochkunst in Notzeiten verstand sich hingegen hauptsächlich als raffiniertes Strecken und Ersetzen von Lebensmitteln.

Die Klöster betrieben zumeist eigene Armenküchen, um mittellose Hungrige zu verköstigen. Ermöglicht wurde diese durch die wirtschaftliche Autarkie der Klöster, die jedoch in strengen Notzeiten selbst zu Opfern werden konnten. Schon zu Beginn des 1. Weltkrieges propagierten daher eigene Not- und Kriegskochbücher Gemüse und pflanzliche Surrogatprodukte, die erneut im Zweiten Weltkrieg verordnet wurden.

Hunger ist der beste Koch – dieses Sprichwort ist hierzulande längst aus der Mode gekommen. Trotzdem sind es auch heute wieder Klöster und karitative Einrichtungen, die vor allem in den Städten und den Armutsregionen Armen- bzw. Suppenküchen betreiben, um die Schar der Mittel- und Obdachlosen wenigstens einmal am Tag mit einer wärmenden Mahlzeit versorgen zu können.

Autor: Hannes Etzlstorfer, 2007

Kulinarisches Kloster. Zwischen Festmahl und Fastenküche - Dokumentation zur Ausstellung im Stift Schlägl/Meierhof vom 25. Mai bis 30. September 2007.