Gastronomie in den Klöstern: Rückblick – Ausblick
"Abt und Gäste sollen eine eigene Küche haben; so stören Gäste, die unvorhergesehen kommen und dem Kloster nie fehlen, die Brüder nicht.“ So lapidar regelt der hl. Benedikt die Verpflegung der Gäste im Kloster. Die Bibel mit ihren eindringlichen Gleichnissen über Mahlgemeinschaften sowie das Gastrecht blieben dabei stets mahnendes Vorbild. Und Gäste gab es immer viele in den Klöstern – ob es sich um geistliche Würdenträger, Mönche aus benachbarten Stiften, adelige Förderer, Wanderkünstler, Kunstinteressierte, Pilger oder Almosenempfänger handelte.
Alkuin, der Abt des großen Wallfahrtsklosters bei Tours, verzeichnete beispielsweise im Jahr 799 zwanzigtausend Gäste! Freilich wurden nur Auserwählte zur Abttafel oder zur Konventtafel ins Refektorium der Mönche vorgelassen. Die mittelalterlichen Hospize der Klöster wurden schließlich zu Beginn des 17. Jahrhunderts durch Hoftavernen abgelöst, in denen das Stift weltliche Gäste bewirtete.
Stift Schlägl erbaute 1617 seine Hoftaverne, wo auch die Zehrungen nach Hochzeiten und Begräbnissen abgehalten wurden. Dies geschah nicht immer freiwillig, denn Essen und Trinken kam hier viel teurer, da diese Zehrungen noch zu Hause stattfinden durften. Unter Abt Siard Worath mussten in Schlägl Hochzeitsessen und Totenzehrungen beim Verwalter in der Hoftaverne abgehalten werden, der das Bier dazu aus der Stiftsbrauerei erhielt.
Da aber die Untertanen über die großen Belastungen durch Zehrungen geklagt hatten, wurde ihnen freigestellt, ob sie eine Hochzeits oder Totenzehrung halten wollten oder nicht. Wenn ja, so durften sie dies nur in der Hoftaverne, ganz gleich, ob sie wenig oder viel verzehren wollten.
Mit der Eröffnung der Mühlkreisbahn im Jahr 1888 wurden nun auch Schlägl und seine Region touristisch erschlossen und die Notwendigkeit einer regulären stiftlichen Gastronomie deutlich. Über all dem bleibt die Sehnsucht nach einer unverfälschten Küche, wie wir sie wohl besonders in der klösterlichen Kochkunst früherer Epochen vermuten, die sich durch ein saisonales Angebot, gesunde Nahrungsmittel und unverwechselbares Ambiente auszeichnet.
Autor: Hannes Etzlstorfer, 2007
Kulinarisches Kloster. Zwischen Festmahl und Fastenküche - Dokumentation zur Ausstellung im Stift Schlägl/Meierhof vom 25. Mai bis 30. September 2007.