"Flüssige Nahrung" – Prost!
Zum gelungenen Festmahl gehören auch im Kloster Spitzenweine, Biere sowie Liköre oder Schnäpse, wobei sich die Bedeutung dieser Getränke jedoch im Laufe der Zeit deutlich gewandelt hat.
Bereits der Ordensvater Benedikt gestattete seinen Mönchen den Weingenuss – wenn auch nur in Maßen. Im Mittelalter dominierten allerdings die Würz- und Kräuterweine, die vor allem von den Klosterapothekern für die verschiedensten Gebrechen verschrieben wurden und so ihre Bezeichnung – Lungenwein, Nierenwein oder Milzwein – erhielten.
Bier
In seinen Benedictiones ad Mensas, seinen Segenssprüchen über Speisen und Getränke, erwähnt der St. Gallener Mönch Ekkehard (gest. nach 1056) auch Bier als Tischgetränk, das jedoch lange Zeit als heidnisches Getränk galt. Es wurde erst beim Klosterreform-Konzil von Aachen im Jahre 817 zum christlichen Heiltrank erhoben.
Die Mönche waren die ersten, die der Bierproduktion Hopfen zusetzten, um es vor allem haltbarer und für die Gesundheit zuträglicher zu machen. Spezielle Festtagsbiere und Fastenbiere brachten auch hier Abwechslung.
Da Biertrinken nach kirchlicher Ansicht dem Fastengebot nicht widersprach, läutete dies die Geburtsstunde zahlloser Stiftsbrauereien ein, wobei die 1580 erstmals erwähnte Klosterbierbrauerei Schlägl heute als die letzte bestehende Stiftsbrauerei Österreichs gilt.
Kräuterlikör
Eine andere flüssige Fastenspeise, die ebenfalls aus den Klosterküchen in die Gegenwart gerettet werden konnte, ist der Kräuterlikör. Ursprünglich allein als Medikament verordnet, bot bald jedes Kloster sein eigenes Aqua vita an, nach streng geheimer Rezeptur. Bénédictine, der Kräuterlikor der Benediktiner bringt es auf 23 Kräuter. Mit dem Chartreuse gelang den Kartäusern der wohl berühmteste Likör, der aus 130 Kräutern vierfach destilliert wird. Der Kräuter-, Kümmel- und Marillenlikör wie auch der Wacholderschnaps der Engelszeller Trappisten belegt eindrucksvoll das Fortleben dieser klösterlichen Destillerie-Traditionen in unseren Breiten.
Die (wohl legendarische) Erfindung des Whiskys durch den irischen Aostelmönch Patrick und die maßgebliche Weiterentwicklung des Champagners durch den Benediktinermönch aus der französischen Abtei Hautvillers, Pierre Pérignon (1638-1715), belegen einmal mehr die große Bedeutung der Klöster für die Entwicklung unserer Tafelfreuden.
Autor: Hannes Etzlstorfer, 2007
Kulinarisches Kloster. Zwischen Festmahl und Fastenküche - Dokumentation zur Ausstellung im Stift Schlägl/Meierhof vom 25. Mai bis 30. September 2007.