Tischlesung
und Tischgebet

Tischlesung und Tischgebet: ein Moment der Besinnung

Das Tischgebet als Moment der Besinnung vor und nach der Mahlzeit möchte in Erinnerung rufen, dass alle Gaben – auch Speis und Trank – Gottes Fürsorge für die Menschen entspringen. Das laut biblischer Überlieferung von Jesus selbst initiierte Gebet des Vaterunser formuliert denn auch eine zentrale Bitte: „Unser tägliches Brot gib uns heute.“

Unter den Tischgebeten finden sich vor allem Psalmenzitate – wie etwa aus Psalm 136,1: „Danket dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich.“ oder aus Psalm 145,15-16: „Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zu seiner Zeit.“

Besondere Bedeutung kommt überdies den klösterlichen Tischlesungen zu, die der hl. Benedikt in seiner Regel anordnete: „Es herrsche größte Stille. Kein Flüstern und kein Laut sei zu hören, nur die Stimme des Lesers. Was sie aber beim Essen und Trinken brauchen, sollen die Brüder einander so reichen, dass keiner um etwas bitten muss ... Niemand nehme sich heraus, bei Tisch Fragen über die Lesung oder über etwas anderes zu stellen, damit es keine Gelegenheit zum Unfrieden gibt.“

Zum Vortrag gelangten ausgewählte Bibelstellen, Abschnitte der Ordensregel, Heiligenviten oder Kirchenväterliteratur.

Autor: Hannes Etzlstorfer, 2007

Kulinarisches Kloster. Zwischen Festmahl und Fastenküche - Dokumentation zur Ausstellung im Stift Schlägl/Meierhof vom 25. Mai bis 30. September 2007.