Vom offenen Feuer
zum Mikrowellenherd

Die Küche als abgeschlossener Raum mit Herdstelle und Gelegenheit zur Bereitung von Speisen ist in Mitteleuropa konkret erst vom späten Mittelalter an fassbar und war in den Klöstern vor allem großräumig dimensioniert. Die Klosterküche verfügte zudem über genug Zusatzräume wie Backstuben, Geschirrkammern für die großen Töpfe, Häfen, Kannen und Roste, Keller und Gesindestuben wie auch Fleisch- und Selchkammern.

Die Küche war reine Arbeitsstätte. Hier arbeiteten nicht nur Konventkoch und Mundkoch (für die Abttafel), sondern lieferten auch Pfisterer (Bäcker), Hofjäger und Hoffischer ihre Waren ab. Dass die Küche weniger der strengen äbtlichen Kontrolle unterlag, wird aus disziplinarischen Verfehlungen ersichtlich; so monierte der Schlägler Abt Siard Worath (1661–1721), dass beim Kuchlmeister wiederholt Frauen anwesend seien und dass im Garten bei Spiel und Musik Vespermahlzeiten eingenommen würden.

Die Küchenmöbel blieben bis ins 19. Jahrhundert reine Gebrauchsobjekte. Vergleichsweise spät begegnen wir ausgesprochenem Küchenmobiliar. Ab 1850 ging auch in den Klöstern eine Vereinheitlichung der Ausstattung vor sich. Erst durch die Einführung der geschlossenen Herdstelle konnte in der Klosterküche ein wohnlicher Aufenthaltsraum geschaffen werden, der allerdings nur dem Personal zur Speiseneinnahme diente.
Nach dem Vorbild gehobener Stadthaushalte entwickelte sich der Kochraum der Klöster etwa ab 1900 in Richtung blitzsauberes Labor.

Autor: Hannes Etzlstorfer, 2007

Kulinarisches Kloster. Zwischen Festmahl und Fastenküche - Dokumentation zur Ausstellung im Stift Schlägl/Meierhof vom 25. Mai bis 30. September 2007.