Klosterküchenkunst
zwischen Festmahl und Fastenkost

Von der ehrbaren Wollust und dem Wohlbefinden (De honesta voluptate et valitudine) nannte der päpstliche Bibliothekar und Hausmeister Bartholomäus Sacchi (gen. Battista Platina) sein gleichnamiges Kochbuch, das als erstes gedrucktes Kochbuch der Welt gilt. Zweifellos zählen die kulinarischen Genüsse hinter den Klostermauern zu den wenigen erlaubten irdischen Freuden, die zu bestimmten Anlässen auch von der Obrigkeit geduldet wurden. Das verpflichtete die Klosterküche zu Höchstleistungen, was sowohl die Qualität als auch die Quantität betraf.
Aus der Bibel sowie den jeweiligen Ordensregeln wurden die Rahmenbedingungen für Speise und Trank - vor allem Speisetabus und das Fasten betreffend - im Kloster abgeleitet.

Bereits seit dem Mittelalter entwickelte sich die Küche der Klöster zur Quelle der europäischen Küchenkultur. Als Gründe für diese Sonderstellung gelten die Wiederbelebung antiker Kochtraditionen, die Abgeschlossenheit von der Welt, die wirtschaftliche Autarkie durch Besitz von Grund und Boden, eigener Wälder, Teiche, Ställe und Gärten sowie die Notwendigkeit, für die einst zahlreicheren Klosterinsassen ausreichende Nahrung zuzubereiten. Der Höhenflug der barocken Küchenkunst und Tafelkultur sollte auch vor den Klöstern nicht Halt machen und hier kulinarische Spitzenleistungen ermöglichen.

Autor: Hannes Etzlstorfer, 2007

Kulinarisches Kloster. Zwischen Festmahl und Fastenküche - Dokumentation zur Ausstellung im Stift Schlägl/Meierhof vom 25. Mai bis 30. September 2007.