Kochen ist eine Kunst - nicht nur der große Aufwand, der für kulinarische Belange betrieben wird, legt dies nahe. Aber: Wann beginnt beim Kochen die Kunst? Ist das Wissen um die Quellen für die besten Zutaten oder das richtige Würzen schon die halbe Kochkunst? Ist vielleicht der kunstvolle Arrangeur, der die Speisen raffiniert zu verfremden d. h. zu formen oder zu färben bzw. untereinander geschmackvoll zu ergänzen weiß, der eigentliche Künstler? Oder besteht die Kunst des Kochens darin, während der kirchlichen Fastenzeiten oder Mangelzeiten trotz Fleischverbots oder knapper Ressourcen ein sättigendes Mahl für den Konvent herbeizuzaubern?
In den Klosterküchenrezepten erfahren wir jedenfalls viel über die kulinarischen Kunstgriffe des klösterlichen Küchenpersonals, die sich bald auch in weltlichen Kochbüchern finden sollten. Die europaweiten Beziehungen der Ordensgemeinschaften untereinander sollten auch am kulinarischen Sektor zu einem intensiven Erfahrungsaustausch führen. Ab dem 19. Jahrhundert treten zahlreiche Stiftsköchinnen als Autoren diverser Kochbücher auf, in denen sich die kulinarische Vielfalt in den Klöstern und Stiften auftut. Diese Kochbücher der jeweiligen Epochen beleuchten zudem die Entwicklung der Kochkunst im Spannungsfeld diätetischer, ökonomischer und ästhetischer Absichten.
Autor: Hannes Etzlstorfer, 2007
Kulinarisches Kloster. Zwischen Festmahl und Fastenküche - Dokumentation zur Ausstellung im Stift Schlägl/Meierhof vom 25. Mai bis 30. September 2007.