Tischzucht – Tischsitten

Tischzucht – Tischsitten – Etikette

Tischzuchten regeln das reibungs- und störungsfreie Mit- und Nebeneinander bei der (gemeinsamen) Nahrungsaufnahme. Entwickelt wurden diese seit dem 12. Jahrhundert – und zwar in den Klöstern, wo neben den Tischlesungen auch das Tischgebet vor und nach den Mahlzeiten eingemahnt wurde.

Bereits der Hl. Benedikt skizzierte in seiner Regel einzelne Verstöße. Nichtbeachtung des Schweigegebots im Refektorium, Störungen der Tischlesungen, nachlässiger Tafeldienst oder gar Trunksucht zählten häufig zu den Hauptverstößen gegen die monastische Tischzucht.

Aus einem Schreiben des Schlägler Abtes Siard Woraths vom 5. Jänner 1719 bezüglich Klosterdisziplin geht auch anstößiges Verhalten bei der Konventtafel hervor. So moniert er, dass man entweder zu spät zu den Mahlzeiten komme oder diese ungebührend überziehe: Das Abendessen dürfe daher keinesfalls über sieben Uhr ausgedehnt werden. Zu diesem Zeitpunkt werde daher das Refektorium geschlossen und der Schlüssel an dem dafür vorgesehenen Platz deponiert.

Als Missachtung der Ordensdisziplin nennt er auch Trinkgelage und Nachmittagsjausen - sogar mit Laien - innerhalb des Konvents, die bei Musik und Lärm bis in die Nacht hinein fortgesetzt würden. Jedes Essen und Trinken außerhalb der Stunden der Mahlzeiten wurde durch die Statuten strikt verboten, auch außerhalb des Konvents. Die Konventualen mögen, wie ihnen der Abt nahelegte, überdies mit dem zufrieden sein, was aufgetragen werde.

Aus einer Tischzucht

Aus: Ein schön new lied die tischzucht, 16. Jahrhundert:

... nicht grültz noch schmatz recht wie ein Schwein/
so sicht man bald das du bist wolerzogen

Autor: Hannes Etzlstorfer, 2007

Kulinarisches Kloster. Zwischen Festmahl und Fastenküche - Dokumentation zur Ausstellung im Stift Schlägl/Meierhof vom 25. Mai bis 30. September 2007.