Feiern, wie die Feste fallen
Die Speisenordnung schrieb in den Klöstern für alle Festtage des Kirchenjahres vor, wie viele Speisen aufgetragen werden sollten. Eine besonders festliche Tafel wurde im barocken Stift Schlägl zu Ostern, Fronleichnam, am Sonntag in der Oktav des Norbertifestes und am Namenstag des Abtes gedeckt. Dabei wurden bis zu zwanzig Speisen aufgetragen. Kulinarische Aufzeichnungen aus den Klöstern lassen uns die Üppigkeit solcher Festmähler erahnen.
So findet sich beispielsweise im Stift Mondsee zum Festtag des Hl. Martin (11. November) des Jahres 1632 folgende Speisezettelnotiz: „Pfinztag Allh: Gn: Vest den 11 November (Hl. Martini): fürs Convent Mitag Rindtsupen, Khudlfleckh, Rindtfleisch, Khraudt, gepradten hossen, Schweinspradl, Gersten. Pro Conventu: Rindtsupen, Khudlfleckh, Rindtfleisch, Khraudt, And im Epflgeschörb, Prattens, Gerst. Füer Ihr Gn(aden) Dafll: Saladt. Abgepreindte Zung, Rindtsupen, gepratten Taum, Khell Khraudt, Prattens, Gerstn, Eingepückhs Fleischl. Pro Conventu: 1 Saladt 2 Hennen Supen 3 gepratten hossen 4 Versodne hennen 5 Eingepükhts Fleischl in Limoni 6 Pramb hennen 7 Khell Khraudt 8 Junge Ganns 9 Khelberns Prattens 10 gebratten Copaun 9 Schweiners Wiltprädt in Mandlgeschörb 10 gedempfte Ganns 11 Vegl gepratten 12 Pachnes 13 Gerstn 128 Quitten 129 Gänse.“
Gegen die Mitte des 18. Jahrhunderts hin gab es auch im Stift Schlägl pro Mahlzeit um eine Speise mehr als zu Beginn des Jahrhunderts. Der Abt speiste gewöhnlich nicht mit dem Konvent und konnte sich im Durchschnitt an zehn bis zwölf Speisen nach Anordnung und Belieben delektieren.
Der großen Zahl an Fasttagen begegnete man auch mit einer Vielzahl von Festtagen abseits des Kirchenkalenders: So wurden auch Festessen für Professfeiern, für Jubiläumsprofessen von Konventualen, für Geburtstage oder auch für Wallfahrer abgehalten. Zudem brachten den Mönchen die Gepflogenheiten des Zur-Ader-Lassens im Frühjahr und Herbst an mehreren Tagen Vergünstigungen bei den Mahlzeiten.
Autor: Hannes Etzlstorfer, 2007
Kulinarisches Kloster. Zwischen Festmahl und Fastenküche - Dokumentation zur Ausstellung im Stift Schlägl/Meierhof vom 25. Mai bis 30. September 2007.