
„ ... was war eigentlich unerlaubt an dem Projekt, die eigene Jugendstadt zu einer kulturellen Metropole zu machen?“
(Albert Speer)
Mit dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich rückte Linz für kurze Zeit in den Mittelpunkt nationalsozialistischer Machtfantasien. Die Kleinstadt, in der Adolf Hitler einen Teil seiner Jugend verbracht hatte, sollte nicht nur industriell, sondern auch kulturell ausgebaut werden. 1939 wurde die Hauptstadt des Reichsgaus Oberdonau zu einer der fünf „Führerstädte“ erklärt, deren Ausbau als künftiges Vorbild für nationalsozialistischen Städtebau dienen sollte. Bis in die letzten Kriegstage des Jahres 1945 setzte Hitler eine Planungstätigkeit für die „Heimatstadt Linz“ fort.
Die Stadt und der Gau Oberdonau versuchten von der Sonderstellung in kulturpolitischer Hinsicht zu profitieren. Wie sich aber bald zeigen sollte, wurden die meisten Planungen an Linz vorbeikonzipiert und überdies kam nur ein geringer Teil zur Umsetzung.
Das herausragendste und folgenschwerste dieser Vorhaben war die Idee zur Schaffung eines neuen Kunstmuseums für Linz – der „Sonderauftrag Linz“. Das Beispiel dieses „fiktiven“ Museums, das nie zur Umsetzung kam, verdeutlicht die Vielschichtigkeit der nationalsozialistischen Kulturpolitik in der Verstrickung mit der Enteignung von Kunst aus dem Besitz Verfolgter und Ermordeter.
Die Ausstellung im Schlossmuseum Linz thematisierte nicht nur die kulturellen „Visionen“, sondern verwies auch auf den kulturpolitischen „Alltag“ in der Zeit zwischen 1938 und 1945 und zeigte durch die Gegenüberstellung von Propaganda und Realität auch im Verborgenen liegende Facetten.
Welche Handlungsspielräume gab es für Künstlerinnen und Künstler in den Bereichen Bildende Kunst, Literatur, Theater und Musik in diesem Umfeld? Sind die Strategien und Positionierungen der heimischen Kunstschaffenden in der Präsentation ihres Werkes ablesbar? Wie zeigen sich in den Biografien Kontinuitäten und Brüche rund um die Jahre 1938 und 1945? Und nicht zuletzt: Wie gehen zeitgenössische Kulturschaffende mit dem kulturpolitischen „Erbe“ dieser Zeit um?
Die vorliegende Dokumentation entstand auf Basis der Ausstellung „Kulturhauptstadt des Führers. Kunst und Nationalsozialismus in Linz und Oberösterreich“ im Schlossmuseum Linz vom 17. September 2008 bis 29. März 2009 in einer Kooperation der Oberösterreichischen Landesmuseen mit Linz 2009 Kulturhauptstadt Europas.