Stift Schlierbach

Musikgeschichte des Zisterzienserstiftes Schlierbach


Aufgrund der schlechten Quellenlage liegt die Musikgeschichte des Zisterzienserstiftes Schlierbach weitgehend im Dunkeln. Die wenigen bis dato bekannten Informationen zeichnen lediglich Detailansichten, die aber vielfach durch Parallelentwicklungen in Stiften vergleichbarer Kapazitäten ergänzt werden können.

Pflege des Chorals
Das Stift Schlierbach war bis zum Jahr 1556 ein Frauenkloster, in welchem Musik nur in Form des Gregorianischen Chorals gepflegt wurde. Nach der Auflösung wurde es erst 1620 von Zisterziensern übernommen. Damit dürfte auch die Mehrstimmigkeit im Stift Einzug gehalten haben. Im Jahr 1674 hielt Abt Nivard Geyregger (reg. 1660–1679) den Konvent zu regelmäßigen Choralproben an. Den Aufzeichnungen zufolge wurden mit Ausnahme der Senioren und der Musikkundigen alle Kleriker täglich von 13.00 bis 13.30 Uhr zu Choralübungen im Noviziat angehalten.

Verbindungen zu Passau
Nachzuweisen sind Verbindungen zwischen Schlierbach und Passau. Unter Abt Nivard Dierer (reg. 1696–1715) sind etwa Notenbestellungen aus Passau zu belegen. Der damalige Organist, Franz Anton Hugl (1706–1745), wurde später Domorganist in Passau. Unter dem auf Repräsentation bedachten Abt Christian Stadler (reg. 1715 – 1740) dürfte Musik ebenfalls ein wichtiger Bestandteil des Stiftslebens gewesen sein. Den Quellen zufolge ließ er sich vor Reisen an der Stiftspforte von einem Psalmistenchor verabschieden und empfangen. Im Jahr 1737 lehnte Abt Christian schließlich einen Studienaufenthalt Alberich Prills (1712–1783) im Stift Lilienfeld ab, da dieser im Mutterkloster für den Choral- und Figuralgesang unentbehrlich sei. Musikalische QuellenDie ältesten musikalischen Quellen, mehrere Werke für Mandora, stammen aus dem Jahr 1732 und verweisen auf die enge kulturelle Verbindung zum Stift Kremsmünster. Überhaupt kommt ein bedeutender Teil des geistlichen und weltlichen Oeuvres des 18. Jahrhunderts aus befreundeten Benediktinerstiften, neben Kremsmünster aus Lambach, Admont oder Gleink.

Interessant ist der für die Rekreation bestimmte Schlierbacher Bestand an volkstümlichen Gesängen, Dialektliedern und Chören sowie Instrumentalwerken. Vertreten sind etwa frühe Abschriften von Symphonien Franz Anton Hoffmeisters (1754–1812), von Johann Stamitz (1717–1757), Johann Baptist Wanhal (1739–1813) oder Joseph Haydn (1732–1809) und Johann Michael Haydn (1737–1806). Insgesamt umfasst der Musikalienbestand des 18. und 19. Jahrhunderts im Stift Schlierbach etwa 2000 Werke. Als Kopisten traten unter anderem die Kleriker Kilian Kaiser (1744–1791) und Engelbert Matzke (1736–1814) sowie der Organist Johann Anselm Friedrich in Erscheinung.

Orgelbau
Im Jahr 1730 erhielt die Stiftskirche eine Barockorgel. Bereits Ende 1763 schloss Abt Joseph Eysn (reg. 1740–1772) mit dem im Stift Spital am Pyhrn als Bassist beschäftigten Valentin Hochleitner einen Vertrag über den Bau eines neuen Instrumentes. Hochleitner verpflichtete sich, eine Orgel mit 24 Registern, doppeltem Manual und Pedal nebst einer Windsperrung herzustellen und dazu Messing, Draht und Eisen zu liefern. Das Stift selbst stellte das nötige Zinn, Holz und die Tischlerarbeiten bei. Hochleitner erhielt für die Zeit seiner Tätigkeit die Offizierstafel und täglich eine Kanne Wein. Als Lohn wurden 450 fl. vereinbart, der erste Anteil bei Aushändigung des Kontraktes, der zweite nach Fertigstellung des Werkes und der dritte ein Jahr später. Die Gewährleistungsfrist betrug sechs Jahre. Aufgrund ihres schlechten Zustandes wurde die Orgel 1899 von Leopold Breinbauer aus Ottensheim umgebaut. Von den Registern konnten nur mehr zwei Dutzend in Gang gesetzt werden, Gebläse, Windladen und Mechanik wurden ersetzt. Die Kollaudierung des Instruments (Prüfung der ordnungsgemäßen Ausführung) erfolgte im November 1899 durch Engelbert Lanz (1820–1904).

Stiftsmusiker
Als Regens chori wirkte gegen Ende des 17. Jahrhunderts Eduard Renner († 1695), der als Komponist und Dichter in den Vordergrund trat. Einer seiner Nachfolger, Regens chori Christian Sorin (1686–1750), wurde als begabter Organist, Flötist und Trompeter bezeichnet. Die Reihe setzte sich mit Alphons Kinniger (1711–1753), Gerhard Rettenpacher (1724–1777), Nivard Kickler (1723–1779), Kilian Kaiser und Engelbert Matzke fort.

Das bezahlte musikalische Personal des Stiftes umfasste um die Mitte des 18. Jahrhunderts mit dem Organisten Joseph Soderell und dem Schullehrer lediglich zwei Personen. Bei den Aufführungen dürften demnach neben den Sängerknaben und ambitionierten Laien auch die Stiftsherren aktiv mitgewirkt haben. Bei größeren Festveranstaltungen wurden Substituten bestellt. Während andere Klöster zu dieser Zeit über vier und mehr Trompeter verfügen, war in Schlierbach mit dem bereits in die Jahre gekommenen Musiker Michael Wolfsmüller lediglich ein Trompeter verpflichtet. Da er sämtliche Dienste allein zu erledigen hatte, wurde ihm eine zusätzliche Vergütung von 13 fl. zuerkannt.

Musikalisches Inventar
Eine Inventarliste aus dem Jahr 1801 beschreibt einen für die Zeit typischen Bestand an Musikinstrumenten. Das Stift verfügte über je zwei alte Flöten und Fagotte sowie vier Oboen, fünf Paar Waldhörner, sieben alte und zwei neue Trompeten, zwei Posaunen und ein Paar Pauken. An Streichinstrumenten war vier Violinen, zwei Violen, zwei Violonen und eine Gambe vorhanden. Dazu kam ein altes Klavier.

Kurse und Konzerte
Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stagnierte die Musikpflege, einen Aufschwung brachte erst die Nachkriegszeit. Seit mehreren Jahren werden im Stift in den Sommermonaten regelmäßig Orgelkurse und Konzerte veranstaltet.

Autor: Andreas Lindner, 2008