Linzer Musikschule

Musikschule der Stadt Linz


Beginn im 19. Jahrhundert
Die heute bestehende Linzer Musik- und Singschule wurde 1950 bzw. 1951 gegründet. Ihre Wurzeln reichen jedoch bis ins Jahr 1823 zurück, als von Anton Mayer (1780-1854) in Linz erstmals eine „Gesangsschule für Knaben und Mädchen“ ins Leben gerufen wurde.
1863 versuchte der Linzer Musikverein Anton Bruckner als Direktor „seiner“ Musikschule, der „Kaiser-Franz-Josef- Jubiläums-Musikschule des Linzer Musikvereins“, zu gewinnen.

Ab 1896 nahm sie unter dem Liszt-Schüler und Bruckner- Biografen August Göllerich (1859-1923) einen ersten Aufschwung, 1932 ging die Musikschule schließlich im Brucknerkonservatorium auf. Das Öffentlichkeitsrecht erhielt das Konservatorium 1935.

NS-Zeit
Erst während der NS-Zeit entwickelte sich der tatsächliche Vorläufer der heutigen städtischen Linzer Musikschule. Der Unterricht begann unter dem Namen „Städtische HJ Musikschule in Linz“ am 2. Mai 1939 mit Schülerinnen und Schülern der Diesterwegschule, der Römerbergschule, der Jahnschule Urfahr und der Hauptschule Kleinmünchen. Die Musikschule wurde nach Einrücken Franz Sempers am 2. Mai 1941 zunächst von den Musiklehrern Hans Graf und Elli Hierzegger gemeinsam geleitet. Nachdem auch Graf am 9. Jänner 1942 zum Wehrdienst eingezogen worden war, übernahm Hierzegger alleine die Leitung. Sie war es auch, die noch während der NS-Zeit die „Städtische Musikschule für Jugend und Volk“ bzw. die „Städtische HJ Musikschule“ in „Städtische Musikschule“ umbenannte, eine Entscheidung, die sie nach dem Krieg mit einer bewussten Entpolitisierungsmaßnahme begründete.

Unterricht wurde in verschiedenen Gebäuden, vor allem in Schulen erteilt. Einzelne Lehrzimmer, wie etwa jenes in der Landstraße 36/III, waren für den Instrumentalunterricht allerdings so ungeeignet, dass die Klavierlehrerin Justine Weiler im Dezember 1940 mit der Begründung aus dem Schuldienst ausschied, „dass sie in einem unhygienischen, schlecht beleuchtet und heizbaren Raum unterrichte und ihre Schüler als auch deren Eltern wiederholt Beschwerde darüber geführt hätten, auch wäre sie es ihrem Stand als Musikerzieherin schuldig einen solch menschenunwürdigen Raum als Unterrichtszimmer abzulehnen“.

Die Städtische Musikschule war während der NS-Zeit nicht nur von Raum- und Lehrernot geplagt, sie hatte auch permanent einen Konkurrenzkampf auszufechten. 1941 kam es schließlich zu einer Absprache der „Kontrahenten“: Adolf Trittinger [Dokument: 18 KB] als Direktor des „Bruckner-Konservatoriums des Reichsgaues Oberdonau“, Robert Treml, der „Gaubeauftragte für die Musikschulen für Jugend und Volk“, sowie Franz Semper als Leiter der „Städtischen HJ-Musikschule“ begannen die Aufgaben der einzelnen Einrichtungen zu präzisieren und abzugrenzen. Weiters beschlossen sie die Gründung einer Arbeitsgemeinschaft. Vom NS-Reichserziehungsministerium bestanden erstmals auch Pläne, in Linz eine Landesmusikschule zu errichten.

Im Zuge des „Totalen Krieg(seinsatzes)“ ordnete Gauleiter August Eigruber im November 1944 auch die Schließung der Musikschule an. Elli Hierzegger verwendete sich allerdings vehement für deren Weiterführung. Nach Kriegsende versuchte sie die städtischen Politiker von der Weiterführung der Städtischen Musikschule zu überzeugen, konnte dies aber nicht durchsetzen.

Eingliederung in das Konservatorium
1945 erfolgte eine Eingliederung der Städtischen Musikschule Linz in das Brucknerkonservatorium. Bereits zwei Jahre später setzte erneut ein Tauziehen um den Musikunterricht in Linz ein, vor allem deshalb, weil das Brucknerkonservatorium als berufsbildende Schule mit zentralisiertem Unterrichtsbetrieb nicht die Bedürfnisse einer Musikschule mit möglichst dezentralisiertem Unterrichtsbetrieb erfüllen konnte.

Musikunterricht in der Volkshochschule
Um diesem Vakuum entgegenzutreten, begann die Volkshochschule ab 1947 Musikunterricht anzubieten. (Im Schuljahr 1947/48 wurden dort 278, im Schuljahr 1948/49 bereits 676 Schüler/innen verzeichnet.). Da es sich dabei nicht um eine systematische Musikausbildung handelte, schien diese Lösung nicht befriedigend. Bei einer Besprechung im Februar 1948 wurde erstmals vom Leiter der städtischen Kulturverwaltung, Hanns Kreczi, dem Direktor des Brucknerkonservatoriums, Carl Steiner, sowie Herbert Grau, dem Leiter der Volkshochschule, eine Wiederausgliederung der Städtischen Musikschule angedacht. Am 25. April 1950 wurde der Vertrag, der die Eingliederung der Städtischen Musikschule ins Brucknerkonservatorium festgeschrieben hatte, gekündigt. Allerdings verweigerte Carl Steiner die Ausgliederung der Musiklehrer/innen und der „Anfängerklassen“ und das Konservatorium stellte lediglich Noten und Instrumente der ehemaligen HJ-Musikschule zurück. Als schließlich auch noch eine Übereinkunft mit dem Land Oberösterreich getroffen werden konnte, wurde die Linzer Musikschule am 18. September 1950 unter dem Wiener Komponisten Friedrich Reidinger wiedereröffnet.

Linzer Singschule

Nachdem Georg Ludwig Jochum 1941 als Musikdirektor nach Linz gekommen war, sollte in Linz nach Vorbild der Augsburger Singschule, die von seinem Bruder Otto Jochum geleitet wurde, eine ebensolche in Linz entstehen. Diese Pläne wurden allerdings erst nach der Neugründung der Musikschule 1950 umgesetzt.

Nachdem Georg Ludwig Jochum 1941 als Musikdirektor nach Linz gekommen war, sollte in Linz nach Vorbild der Augsburger Singschule, die von seinem Bruder Otto Jochum geleitet wurde, eine ebensolche in Linz entstehen. Diese Pläne wurden allerdings erst nach der Neugründung der Musikschule 1950 umgesetzt.
Hans Bachl (1917-1985), der Gründer des Bachl-Chors, begann ab November 1951 „mit dem systematischen Aufbau einer der Musikschule angeschlossenen Singschule“. Diese Singschule sollte in den Räumen der Linzer Volksschulen abgehalten werden und bei möglichst vielen Kindern die Freude an der Musik wecken. Die Ausbildung reicht(e) von Gehörbildung, Rhythmusübungen und Stimmbildung bis zum Singen vom Blatt und der Erweiterung des „heimischen Liedschatzes“. Auch eine Beziehung zum Notenbild soll(te) vermittelt werden.
1977 wurde an 31 Linzer Volksschulen Unterricht durch Singschullehrer erteilt.
Als Gründer und Leiter der ersten Kindersingschule in Linz wird auch Eduard Macku genannt, der als Kapellmeister, Chorleiter der Arbeitergesangsvereine für Oberösterreich und Salzburg sowie langjähriger Intendant der Operettenwochen in Bad Ischl wirkte.

Wiedereröffnung
Die Linzer Musikschule begann in 15 über das ganze Stadtgebiet verteilten Zweigstellen: 43 Lehrkräfte unterrichteten 750 Instrumental-, Sologesangsschüler/innen und Schüler/innen der Singschule. Bis 1975 stieg die Zahl der Schüler/innen auf mehr als 4000, die Zahl der Lehrer/innen auf 82.

Dieser Ausweitung stand immer wieder auch die prekäre Frage der Schulräume gegenüber: Die Musikschule residierte unter anderem im ehemaligen Wirtschaftsamt in der Karl-Fiedler-Straße 1 und im ehemaligen Mannschaftsgebäude der Linzer Berufsfeuerwehr in der Lederergasse 7.

Neues Gebäude
Erst mit der Revitalisierung des Prunerstifts anlässlich des Denkmalschutzjahres 1975 und dementsprechenden Ausbauten bis 1978 erhielt die Linzer Städtische Musikschule mit rund 50 Unterrichtsräumen eine würdige Zentrale. Heute ist sie mit mehr als 4.000 Schülerinnen und Schülern, die von rund 120 Lehrkräften betreut werden, die größte Musikschule Österreichs.

Mehr als 50 Fächer

Als Direktor der Musikschule der Stadt Linz wirkte von 1952 bis 1969 der auch bei den Berliner Symphonikern tätige Cellist Heinz Peer. Es folgte Karl Schatz (1969–1994), der das Collegium Musicum, gründete, ein Lehrerorchester, dem heute als Orchester der Musikschule der Stadt Linz sowohl Lehrkräfte als auch Schülerinnen und Schüler angehören. Gerhard Urban (1994–2002) setzte sich für eine Etablierung der Popularmusik-Abteilung ein. Schließlich übernahm Christian Denkmaier (2002–2007) die Institution und unterzog sie einer umfassenden Neustrukturierung. Seit 1. Mai 2007 leitet Josef Oberneder die Musikschule der Stadt Linz.
Das Ausbildungsangebot der Städtischen Musikschule ist heute mit mehr als 50 Fächern von außergewöhnlicher Vielfalt.

Als Direktor der Musikschule der Stadt Linz wirkte von 1952 bis 1969 der auch bei den Berliner Symphonikern tätige Cellist Heinz Peer. Es folgte Karl Schatz (1969–1994), der das Collegium Musicum, gründete, ein Lehrerorchester, dem heute als Orchester der Musikschule der Stadt Linz sowohl Lehrkräfte als auch Schülerinnen und Schüler angehören. Gerhard Urban (1994–2002) setzte sich für eine Etablierung der Popularmusik-Abteilung ein. Schließlich übernahm Christian Denkmaier (2002–2007) die Institution und unterzog sie einer umfassenden Neustrukturierung. Seit 1. Mai 2007 leitet Josef Oberneder die Musikschule der Stadt Linz.
Das Ausbildungsangebot der Städtischen Musikschule ist heute mit mehr als 50 Fächern von außergewöhnlicher Vielfalt: Es reicht von klassischen Instrumenten, wie Klavier, Violine, Gitarre oder Blockflöte, bis hin zu Panflöte, Kastagnetten, Orientalischem Tanz oder Obertonsingen. Eine eigene Popularmusikabteilung, Österreichs größte Singschule für Kinder, vielfältige Zugänge zur musikalischen Elementarerziehung und Theorieausbildung, mehrere Gesangsensembles und Orchester prägen das Angebot. Insgesamt bestehen 17 Zweigstellen im gesamten Linzer Stadtgebiet.

Autorin: Marie-Therese Rudolph

Musikhauptschule
Erwähnung verdient an dieser Stelle auch die Musikhauptschule Harbach in Linz-Urfahr, die sich in der musikalischen Förderung der 10- bis 14-Jährigen besonders engagiert.

Autorin: Regina Thumser, 2008