Landestheater Linz

Landestheater Linz


Über 200 Jahre Theater
Das Jahr 1803 gilt als Gründungsdatum des Linzer Landestheaters. Vom 18. Jahrhundert (!) bis in die Gegenwart zieht sich allerdings auch das Ringen um Neu- bzw. Umbauten, aber auch um die Finanzierung dieses zentralen oberösterreichischen Theaterunternehmens. Im Jänner 1864 erschien erstmals eine Broschüre mit dem Titel Die Linzer Theaterfrage. Kann das ob der ennsische landschaftliche Theater mit der seit Ostern 1863 verminderten Subvention als Kunstinstitut fortbestehen? Angesprochen wurde hier eine Frage, welche die Theatererhalter Stadt Linz und Land Oberösterreich auch im 20. Jahrhundert weiterbeschäftigen sollte.

1941 erfolgte die Schaffung des Theaterbeirates, in dem neben Vertretern des „Gaus Oberdonau“ erstmals auch Vertreter der Stadt in Entscheidungen um das „städtische Landes-“ Theater einbezogen wurden. 1975 wurden endgültig durch Kulturverträge zwischen dem Land Oberösterreich und der Stadt Linz die Leistungen für die Kulturinstitutionen geklärt: Während der damalige Bürgermeister Franz Hillinger erklärte, „weiterhin mit 50 Prozent zum Betriebsabgang des Landestheaters beitragen zu wollen“, sollte das „Ausmaß des Landeszuschusses für das Brucknerhaus und verschiedene Veranstaltungen im städtischen Kulturbereich [...] der Hälfte des jeweiligen Beitrages der Stadt an das Landestheater entsprechen. Mit dieser Regelung wurde bewusst die gelegentlich erwogene Trennung der Aufgabenbereiche, etwa in dem Sinn, dass das Land allein das Landestheater und die Stadt allein das Brucknerhaus zu erhalten habe, vermieden.“ Auch der Theaterbeirat hatte weiterhin Bestand.

Provinzbühne?
Darüber hinaus war das Theater immer wieder auch mit der Frage nach dem Status als Provinzbühne befasst. Am stärksten war diese Diskrepanz während der NS-Zeit, als das Landestheater von Hitlers Gnaden in die Riege „der alten deutschen Kulturbühnen“ aufsteigen und in dieser Funktion nicht nur mit den Theatern im „Altreich“ konkurrieren, sondern auch die kulturelle Vormachtstellung Wiens brechen sollte. Die Realisierung der Neubauten (Oper, Theater, Konzerthalle) wurde schließlich durch den Krieg zunichte gemacht. Lediglich Umbauten des Theaters und die Erweiterung durch eine Bühne im Redoutensaal erfolgten.

Umbauten und das neue Musiktheater
Einen neuerlichen Umbau und auch Zubau durch die Kammerspiele erfuhr das Landestheater in den Fünfzigerjahren nach Plänen des Architekten Clemens Holzmeister – und damit eine Prolongierung des prekären Zustandes. Nach Plänen der Neuerrichtung eines eigenen Musiktheaters unter anderem am Urfahraner Brückenkopf (1985/86) und am bzw. teilweise im Römerberg kommt das „Theater am Park“ nun mehr oder weniger an den von Adolf Hitler geplanten Standort an der Blumau.

Vier Häuser
Heute setzt sich das Landestheater, ein Mehrspartenhaus, aus dem Großen Haus, den Kammerspielen, die während der NS-Zeit zunächst im Redoutensaal eingerichtet und 1957 als Neubau eröffnet wurden, dem Theater Eisenhand und dem u\hof: in der Landstraße zusammen. Im Großen Haus an der Promenade wird neben Oper, Operette, Musical und Schauspiel auch Ballett dargeboten. Die Kammerspiele, direkt neben dem Großen Haus, sind dem Schauspiel gewidmet, aber auch kleinere Formen des Musiktheaters werden hier präsentiert.
Die musikalischen Aufführungen des Landestheaters wären ohne das Bruckner Orchester undenkbar – das Bruckner Orchester ist mit dem Landestheaterorchester personell ident und besitzt seit 1967 ein eigenes Statut, das ihm künstlerische und organisatorische Selbständigkeit garantiert.

Der so genannte u\hof: wurde 1973/74 als Theaterkeller im Landeskulturzentrum Ursulinenhof eröffnet und richtet sich seit 1998 an junges Publikum. Das Theater Eisenhand in der Eisenhandstraße wurde in der Ära des Intendanten Michael Klügl (1998/99-2005/06) eingerichtet. Dort werden vor allem neue Formen der Darstellung präsentiert.

Linzer Karrierestart
Ab dem 19. Jahrhundert gab es im Linzer Landestheater viele Ur- und Erstaufführungen von Opern und Operetten. Immer wieder traten hier auch junge Künstlerinnen und Künstler auf, die von Linz aus Karriere machten, unter ihnen Berühmtheiten wie Fritzi Massary, die um die Jahrhundertwende in Linz zweite Soubrette war, oder auch der in Linz geborene Richard Tauber. In jüngerer Zeit sind die weltweit gefragten Tenöre Stephen Gould und Piotr Beczala zu nennen, die von Linz aus ihre internationale Karriere starteten.

Autorin: Regina Thumser, 2008