Brucknerkonservatorium – Bruckneruni

Brucknerkonservatorium und Anton Bruckner Privatuniversität


Von der Musikvereinsschule zum Konservatorium
Robert Keldorfer [Dokument: 12 KB] erwirkte 1932 die Umbenennung der Linzer Musikvereinsschule in Brucknerkonservatorium. Er baute die Schule aus und konnte 1935 das Öffentlichkeitsrecht für das Konservatorium erreichen.

Als der Musikverein im Rahmen der Gleichschaltungspolitik der Nationalsozialisten 1939 aufgelöst wurde, wurde Keldorfer mit 14. März 1939 „beurlaubt“. Das Amt des Direktors des Brucknerkonservatoriums übernahm Adolf Trittinger [Dokument: 18 KB], der bisherige Stiftsorganist von St. Florian. Das Konservatorium bzw. dessen Personal wurde in den Gau Oberdonau übergeleitet. Damit sollte „die gesamte Musikerziehung des Gaues einheitlich zusammengefasst und planmäßige Aufbauarbeit geleistet“ werden.

NS-Zeit
Nach Kriegsausbruch wurde die Lehrtätigkeit am Konservatorium vor allem durch Einberufungen von Lehrern und Schülern zum Wehrdienst stark eingeschränkt. 1943 musste Trittinger aus dem Amt scheiden. Der Grund dafür soll ein am 18. Juni 1943 im Brucknerkonservatorium veranstalteter Abend mit Werken von Paul Hindemith gewesen sein, dessen Musik als „entartet“ galt. Trittinger wurde abgesetzt, das Konservatorium wurde in Folge interimistisch kurze Zeit von Anton Schulz, später vom Pianisten Aldo Schön geleitet.

Geplante Musikhochschule
Neben dem Konservatorium sollte im Stift St. Florian eine eigene Musikhochschule entstehen. Reichspropagandaminister Joseph Goebbels hielt die Pläne mit dem Stift anlässlich eines Besuches in St. Florian in einem Tagebucheintrag vom 13. März 1941 fest: „Zum Stift, wo Bruckner wirkte. Welch ein wunderbarer Barockbau. Wir wollen hier die Pfaffen vertreiben, eine Hochschule für Musik und die Brucknergesellschaft hinlegen. Ein großartiger Plan. Ein wundervoller Marmorsaal. Prachtvolle handwerkliche Schnitzarbeit in der Sakristei, und dann diese einzigartige Kirche. Bruckners Orgel. Sein letzter Schüler spielt darauf. Eine Stunde der Sammlung.“

Öffentlichkeitsrecht
Im Oktober 1945 wurde der auch während der NS-Zeit als stellvertretender Direktor dienende Carl Steiner Leiter des Brucknerkonservatoriums. Unter seiner Ägide wurde zunächst auch die Städtische Musikschule in das Konservatorium eingegliedert.

Mit Erlass vom 17. Juli 1948 erhielt das Konservatorium endgültig das Öffentlichkeitsrecht. Nachdem Steiner mit Ende des Jahres 1957 in den Ruhestand getreten war, leitete Hans Winterberger die Einrichtung interimistisch. Am 15. August 1958 wurde Wilhelm Jerger, aufgrund seiner NS-Vergangenheit aus heutiger Sicht der wohl umstrittenste Leiter, Chef des Konservatoriums.

Neubauten
Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Gebäude des Brucknerkonservatoriums in der Waltherstraße völlig zerstört und daher dort auch kein Unterricht mehr möglich. In der Folge betreute Direktor Carl Steiner (1945–1957) die Instandsetzung der Räumlichkeiten und weitete das Ausbildungsangebot vor allem auf die elementare Grundausbildung aus. 1970 übersiedelte das Konservatorium von der Waltherstraße 24 in das heutige Gebäude an der Wildbergerstraße. Drei Jahre später wurde Wilhelm Jerger (1958–1973) durch Gerhard Dallinger (1973–1990) abgelöst, unter dessen Ägide die Gründung des Linzer Musikgymnasiums initiiert wurde, das eng mit dem Brucknerkonservatorium verbunden ist. Lange Zeit stand dem Musikgymnasium Balduin Sulzer als musikalischer Leiter vor. Nun wird es von Wolfgang Mayrhofer geführt.

Weiters erfuhr das Konservatorium eine Ausweitung der Studienfächer und die Einführung der Studienrichtung Instrumental- und Gesangspädagogik. Von 1990 bis 1995 führte Hans Maria Kneihs das Konservatorium. Da der Platzmangel immer akuter wurde und diverse Studiengänge ausgelagert werden mussten, wird nun ein Neubau in Angriff genommen. Im Jahr 2008 wird ein Architektenwettbewerb für die Neuerrichtung auf den Gründen des ehemaligen Schlosses Hagen am Fuße des Linzer Pöstlingberg ausgeschrieben.

Vom Konservatorium zur Privatuniversität
Das Brucknerkonservatorium avancierte unter Reinhart von Gutzeit 2004 zur Anton Bruckner Privatuniversität. Mit Prof. Marianne Betz leitet seit dem Wintersemester 2007/08 nun erstmals eine Frau die Geschicke der Linzer Musikuniversität.

Autorin: Regina Thumser, 2008