Anton Bruckner Institut

Anton Bruckner Institut Linz

(ABIL)


Entstehungsgeschichte
Den Anstoß zur Gründung des Anton Bruckner Instituts Linz (ABIL) gab das Internationale Brucknerfest Linz 1977. Im Bestreben, das Werk Bruckners in einen wissenschaftlichen Kontext zu stellen, wurde das Brucknerfest erweitert und in Zusammenarbeit zwischen der Linzer Veranstaltungsgesellschaft (LIVA) und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) ein Symposion abgehalten. Die Veranstaltungsreihe war begleitet von einer in Kooperation mit der Österreichischen Nationalbibliothek konzipierten Ausstellung zum Thema Anton Bruckner zwischen Wagnis und Sicherheit. Aufgrund des großen Zuspruchs wurde am 14. Juni 1978 in Kooperation zwischen LIVA und ÖAW der Verein Anton Bruckner Institut Linz konstituiert.

Den richtungsweisenden Gedanken – die enge Kooperation zwischen Veranstaltungs- und Wissenschaftsinstitution – gab das Mozarteum Salzburg. In Abstimmung mit dem Vorstand der LIVA, Ernst Kubin (1926–1995), entwickelte Franz Grasberger (1915–1981) als Vertreter der ÖAW das wissenschaftliche Konzept. Grasberger wurde wissenschaftlicher Leiter, die Geschäftsführung oblag Ernst Kubin. Nach dem Tod Grasbergers ging die Position des wissenschaftlichen Leiters von Univ. Prof. Dr. Othmar Wessely (1922-1998), 1998 an Univ. Prof. Dr. Theophil Antonicek. Als stellvertretende wissenschaftliche Leiter standen von 1988 bis 2000 Dr. Uwe Harten und anschließend Univ. Prof. Dr. Moritz Csáky zur Verfügung. Im Jahr 1987 übernahm Dr. Elisabeth Maier die Geschäftsführung. Ihre Stellvertreter waren von 1987 bis 2005 Dr. Andrea Harrandt und anschließend Rotraud Falk. Weiter Mitarbeiterinnen waren Renate Grasberger und Dr. Elisabeth Maier. 2005 löste Dr. Erich Wolfgang Partsch Elisabeth Maier ab.

Im Jahr 2006 legte die ÖAW ihre Mitgliedschaft zurück. Die Geschäftsführung übernahm Wolfgang Winkler, der Vorstandsdirektor der LIVA, stellvertretende Geschäftsführerin ist Frau Sylvia Kiehne. Die wissenschaftliche Leitung bleibt weiterhin in den Händen von Univ. Prof. Theophil Antonicek, als neue wissenschaftliche Mitarbeiter wurden Dr. Klaus Petermayr und Dr. Andreas Lindner gewonnen.

Die Grundlagen zur Finanzierung des ABIL lieferten anfangs Linzer Bankinstitute, später kamen Subventionen des Bundes, des Landes sowie verschiedener Forschungsfonds hinzu. Die Mitgliedschaft war zuerst nur juristischen Personen möglich, eine Änderung der Vereinsstatuten erlaubte später die Einbindung aller Interessierten. Der Eintritt ist an einen Mitgliedsbeitrag gebunden, möglich ist auch die Unterstützung in Form eines „Fördernden Mitgliedes“.

Ziele
Erklärtes Ziel des Vereines ist es, „der Bruckner-Forschung in der Heimat des Komponisten ein Zentrum zu bieten, von dem aus versucht werden soll, der biographischen Forschung neue Akzente zu verleihen und durch systematische Untersuchungen zu einer erweiterten Kenntnis des Werkes zu gelangen“. Vordringliche Aufgabe ist die Grundlagenforschung. Gegenstand wissenschaftlicher Erhebung sind sämtliche Quellen zum Leben und Werk Bruckners und dessen biografischer und musikalischer Umwelt: schriftliche Aufzeichnungen, Bild- und Tondokumente, le Reflexionen u. v. m. Die Quellen werden gesichtet, ausgewertet, katalogisiert und nach Möglichkeit in Kopie abgelegt. Damit verfügt das Archiv des ABIL über eine einzigartige Quellensammlung zur Bibliografie, Ikonografie und Topografie. Das ABIL versteht sich als Anlauf- und Beratungsstelle für Fragen um und zu Bruckner, ein großes Anliegen ist die Zusammenarbeit mit der Musikpraxis.

Forschungsschwerpunkte
Mit der Umstrukturierung des Jahres 2006 wurden die Vereinsstatuten geändert und das Forschungsgebiet erweitert. Im Mittelpunkt steht weiterhin das Leben und Schaffen Anton Bruckners, als zusätzlicher Schwerpunkt kommt die gezielte Beschäftigung mit der lokalen oberösterreichischen Musikpflege dazu. In das neue Aufgabengebiet fallen u. a. die Erstellung von Bibliografien, die biografische Erfassung von verdienten Musikern, das Erstellen von Werkverzeichnissen, die Sichtung und Aufarbeitung musikalisch wertvoller Bestände (Archive, Nachlässe etc.), die themenspezifische Auseinandersetzung mit der Volkskultur (Blasmusikwesen, Gesangsvereine) oder die Institutionalisierung von Forschungsplattformen.

Zum Austausch von Forschungsergebnissen organisiert das ABIL seit dem Jahr 1980 regelmäßig wissenschaftliche Symposien, vorerst abgehalten im Rahmen des Internationalen Brucknerfestes Linz.

Gegenstand der Symposien:
Die Fassungen (1980)
Die österreichische Symphonie nach Anton Bruckner (1981)
Bruckner-Interpretation (1982)
Johannes Brahms und Anton Bruckner (1983)
Bruckner, Wagner und die Neudeutschen in Österreich (1984)
Anton Bruckner und die Kirchenmusik (1985)
Bruckner, Liszt, Mahler und die Moderne (1986)
Bruckner und die Musik der Romantik (1987)
Anton Bruckner als Schüler und Lehrer (1988)
Orchestermusik im 19. Jahrhundert (1989)
Musikstadt Linz – Musikland Oberösterreich (1990)
Bruckner-Rezeption (1991)
Anton Bruckner – Persönlichkeit und Werk (1992)
Entwicklungen – Parallelen – Kontraste: Zur Frage einer „österreichischen Symphonik“ (1993)
Bruckner-Freunde, Bruckner-Kenner (1994)
Zum Schaffensprozess in den Künsten (1995)
Fassungen – Bearbeitungen – Vollendungen (1996)
Bruckner-Vorbilder und Traditionen (1997)
Künstler-Bilder (1998)
Kreativität und Gesellschaft (2000)
Musik ist eine bildende Kunst (2002)
Kunst und Wahrheit (2004)
Musikalische Beziehungen Österreichs zu den neuen EU-Nachbarn Tschechien, Slowakei und Ungarn (2006)
Der Künstler und seine Welt (2008)

Seit dem Jahr 1998 finden die Symposien nur mehr jedes zweite Jahr statt, dazwischen werden die schon früher veranstalteten Tagungen/Kongresse eingeschoben, die an jeweils wechselnden Orten abgehalten werden: Budapest 1983 und 1984, Rom 1986 (Anton Bruckner e la musica sacra), Wien 1999, Gmunden 2001 (Anton Bruckner zwischen Idolatrie und Ideologie), St. Florian 2005 (Der junge Bruckner) und Steyr (Anton Bruckner in Steyr) und Mannheim 2006 (Anton Bruckner: Die geistliche Musik). Dazu kommen mehrere Ausstellungen (Linz 1986, Schwäbisch Hall/Linz/Wien 1990, Würzburg 1993, Bayreuth 1994, St. Florian 1996).

Publikationen
Zur laufenden Veröffentlichung wissenschaftlicher Ergebnisse stehen mehrere Publikationsreihen zur Verfügung: Die Reihe Anton Bruckner. Dokumente und Studien (1979 ff.) ist für umfangreichere Einzeldarstellungen gedacht. Die Symposions- Bände Symposien: Berichte (1980 ff.) und Bruckner-Vorträge bzw. Bruckner-Tagungen (1983/84 ff.) fassen die Ergebnisse der Referenten zusammen. Kleinere Einzelbeiträge werden in den Bruckner-Jahrbüchern (1980 ff.) publiziert, in den ABIL- Informationen (1981 ff.) finden sich Notizen zu laufenden Forschungen, Vereinsinterna u. v. m. Dazu kommen noch einige außerordentliche Publikationen wie Ausstellungskataloge und kleinere, thematisch abgegrenzte Detaildarstellungen. In Summe veröffentlichte das ABIL seit seinem Bestehen annähernd 60 Publikationen.

Das Büro des ABIL befand sich nach der Gründung in den Räumen des Brucknerhauses Linz, 1998 übersiedelte es in die Altstadt (Kremsmünsterer Stiftshaus), seit Kurzem ist das ABIL am Pfarrplatz 10 in Linz beheimatet. Das Institut verfügt über eine umfangreiche Bibliothek, die ständig erweitert wird.

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Hinweis: In diesem Beitrag wird die offizielle Schreibweise „Anton Bruckner Institut“ (ohne Bindestrich) verwendet.

Autor: Andreas Lindner, 2008