Weltwirtschaftskrise

Der Situationsbericht des oberösterreichischen Spezerei- und Kolonialwarenhandels für das Jahr 1930 begann mit dem Satz: „Das Jahr 1930 war ein wirtschaftliches Katastrophenjahr.“ Die Oberösterreichische Handelskammer schrieb in ihrem Jahresbericht: „Unter diesen Verhältnissen ist es nicht zu verwundern, wenn das Wirtschaftsjahr 1930 auch in Oberösterreich zu den schlechtesten gezählt werden muss.“ Die Konkurse im Handel häuften sich:
Von der Konkurswelle war auch das damals einzige Linzer Warenhaus „Hofmann, Kraus & Schober“ betroffen, über das 1930 der Ausgleich eröffnet wurde. Die Mehrheitsbeteiligung wurde von der Familie Schwarz übernommen, die mit dem Warenhaus Schwarz in Salzburg, dem gleichnamigen Betrieb in Graz, dem Kaufhaus Bauer & Schwarz in Innsbruck und dem Warenhaus Falnbigel in Wien bereits über ein verzweigtes Geschäftsnetz verfügte. Schwarz versuchte auch in Linz mit neuen Marketinginstrumenten eine Belebung zu erreichen: Mit der Installation einer leuchtenden Reklameuhr und der Anbringung von Neonleuchtreklamen (1932), mit vergrößerten Auslagen und verschiedenen Umbauten konnte die Attraktivität des Unternehmens wieder gehoben werden.

1937 gab es in Linz insgesamt vier Kauf- und Warenhäuser, davon zwei genossenschaftliche und zwei jüdische: Im ländlichen Raum bildeten sich aus Gemischtwarenhandlungen warenhausähnliche Strukturen. Das Kaufhaus Altzinger in Perg war 1937 mit 48 Beschäftigten das zweitgrößte Kauf- oder Warenhaus in ganz Oberösterreich. In Linz zählte man 148 Handelsfirmen mit 5 und mehr Arbeitnehmern. Zusammen brachten es diese 148 größeren Handelsbetriebe auf 2063 Beschäftigte. Die größten Betriebe waren die Konsumgenossenschaft mit 235 und das Warenhaus Kraus & Schober mit 144 Arbeitnehmern. Betriebe mit mehr als fünf Beschäftigten fand man vor allem im Textilhandel: Es gab hier 36 Geschäfte, die diesen Grenzwert überschritten, mit zusammen 432 Arbeitnehmern. Im Lebensmittel-Groß- und Kleinhandel konnte man in dieser Kategorie 28 Geschäfte mit zusammen 405 Arbeitnehmern finden. Die 14 größten Firmen des Eisen- und Haushaltsgerätehandels zählten zusammen 183, die acht Drogerien und Farbenfachgeschäfte 78, der Buch-, Zeitungs- und Zeitschriftenhandel 79 und der Galanteriewarenhandel 77 Beschäftigte. Kaum Betriebe mit über fünf Beschäftigten gab es 1937 im Fahrzeughandel und in den übrigen Sparten des Handels.

Kurzfassung (2007) aus: Sandgruber/Katzinger/Pisecky/Kerschbaummayr: Der Handel in Oberösterreich. Tradition und Zukunft. Linz 2002.