Zu jenen Persönlichkeiten, die sowohl im Land als auch in der Kammer Schlüsselfunktionen bekleideten ist vor allem Handelskammerpräsident Dr. Franz Schütz zu zählen, welcher der Landesregierung 26 Jahre angehörte.
In den 1970er Jahren stellte Rudolf Trauner als Wirtschaftslandesrat diese wichtige personelle Verbindung her, bis er in den 1980er Jahren an die Spitze der oö. Kammerorganisation rückte. Im Wirtschaftsressort des Landes trug in den 1980er Jahren Dr. Albert Leibenfrost die Hauptverantwortung, der vorher jahrzehntelang die Wirtschaftspolitik in der Kammer leitete. Ihm folgte dann in den 1990er Jahren als Wirtschaftslandesrat Dr. Christoph Leitl, der 2000 zum Präsidenten der Wirtschaftskammer Österreich gewählt wurde. Im Land folgte ihm Josef Fill nach, der ebenso lange führende Funktionen in der Kammer wahrnahm, nach Fill Kammerpräsident Viktor Sigl, während Rudolf Trauner jun. die Kammerpräsidentschaft übernahm.
Dr. Franz Schütz, bereits seit Mai 1945 Vizepräsident, stand vom 11. Februar 1957 bis 9. Juli 1980 an der Spitze der Handelskammer Oberösterreich. Es waren jedoch weniger die 23 Jahre der Präsidentschaft als vielmehr die Meilensteine unter seiner Führung, die in bleibender Erinnerung stehen: Er war an der Schaffung des Kammergebäudes am Hessenplatz wesentlich beteiligt, unter seiner Präsidentschaft wurde das Wirtschaftsförderungsinstitut als bahnbrechende berufliche Weiterbildungseinrichtung errichtet. Zu den weitblickenden Initiativen von Präsident Schütz zählte der Ausbau des Handelskammer-Bezirksstellennetzes, das bis heute für die Wirtschaftstreibenden vor Ort als Informations- und Servicedrehscheibe größte Bedeutung hat.
Nach zehnjähriger Tätigkeit als Wirtschaftslandesrat übernahm Rudolf Trauner von 1980 bis 1990 als Präsident das Zepter in der Handelskammer Oberösterreich. In diesem Jahrzehnt ging auch sein großes wirtschaftspolitisches Lebensziel in Erfüllung: Schon als junger Unternehmer und Kammerfunktionär schwebte ihm stets die Arbeit des Handelskammerpräsidenten als die wichtigste im oberösterreichischen Wirtschaftsleben vor. Die von ihm zu Amtsantritt angekündigten Initiativen und Aktivitäten wurden mit Beharrlichkeit und Überzeugungskraft überwiegend auch umgesetzt. Nicht zuletzt war dafür ausschlaggebend sein unnachahmlicher Blick für das Machbare, seine stichhaltigen Argumente und seine Kompetenz. Größtes Augenmerk schenkte er stets der mittelständischen Wirtschaft, in der er neben den relativ wenigen Flaggschiffen das offene Geheimrezept für den Wirtschaftsaufschwung und den Strukturwandel sah.
Kurt Kaun ist 1990 als Wirtschaftskammerpräsident mit einem ehrgeizigen, umfassenden Reformpaket angetreten, die oberösterreichische Wirtschaftskammerorganisation noch zeitgemäßer, moderner, schlagkräftiger und kundenorientierter zu gestalten. Nach 10 Jahren konnte in der Tat eine stolze Bilanz gezogen werden. Nach seiner Devise „Wirtschaft kommt vor Politik“ hat er den Veränderungsprozess der Wirtschaftskammer besonders stark geprägt. Die Ära Kurt Kaun (1990-2000) zeichnete sich durch einen Erneuerungsschub aus, der stets auf eine schlagkräftige Interessenvertretung und auf ein kundenorientiertes Dienstleistungspaket für die Kammermitglieder abzielte. Kauns Prinzip: „Es liegt auf der Hand, dass der sparsame und wirtschaftliche Einsatz der Kammerbeiträge unserer Unternehmerinnen und Unternehmer zu den obersten Prämissen zählt, dass wir bei unserer Aufgabenerfüllung stets den Nutzen für unsere Mitglieder im Visier haben.“ Unter den Vorhaben aus seinem Reformkonzept, die sowohl auf die interessenpolitische Arbeit und das Kammerservice als auch auf die Straffung und Effizienzsteigerung der internen Kammerstrukturen ausgerichtet waren, ragen besonders heraus: interne Rationalisierung durch Senkung des Mitarbeiterstands, Einführung moderner Kostenrechnungs- und Controllinginstrumente, Abschaffung der Pragmatisierung und Einführung eines leistungsbezogenen Gehaltssystems, was eine Senkung der Kammerumlagen in mehreren Etappen möglich machte.
Viktor Sigl stand der Kammer von 2000 bis zu seiner Berufung zum Landesrat im Jahr 2003 der Kammer als Präsident vor. Er drückte ihr einen neuen Stempel auf und setzte den Reform- und Sparkurs konsequent fort. So wurde mit der Eröffnung des WKOÖ-Service Centers eine bahnbrechende Umstrukturierung des gesamten Dienstleistungsbereiches der WKOÖ eröffnet. Mit dem wirtschaftspolitischen Vorschlagsprogramm präsentierte Sigl wirtschaftspolitische Leitlinien, die Oberösterreich bis zum Jahre 2010 in die Top-Ten der EU-Wirtschaftsregionen führen sollen. Besonderes Engagement legte Sigl für die Klein- und Kleinstbetriebe an den Tag wie er sich auch aus voller Überzeugung auf Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite für die Belange von Menschen mit Behinderungen einsetzte. Sigls ausgewogene Kammerpolitik, die sowohl auf die „Einzelkämpfer“ als auch auf den klassischen Mittelstand und die Großbetriebe ausgerichtet war, unterstützte auch wirkungsvoll die Gründerwelle in Oberösterreich, nahm doch in der Ära Sigl die Zahl der oö. WK-Mitglieder von rund 55.000 auf etwa 63.000 zu.
Dr. Rudolf Trauner zog im Jahr 2000 als Vizepräsident in das Kammerpräsidium ein und folgte 2003 Viktor Sigl als WKOÖ-Präsident nach. Im Zuge der Kammerwahlen 2005 wurde er wieder gewählt. Seit Dr. Trauner dem Präsidium angehört, ist es ihm mit seinem jeweiligen Präsidiumskollegium gelungen, die Durchsetzungskraft der Unternehmervertretung spürbar zu erhöhen. Die Schlagzahl in der Interessenvertretungspolitik wurde deutlich erhöht und gleichzeitig wurden die Dienstleistungen für die oö. Wirtschaftstreibenden effizienter, treffsicherer und sparsamer ausgerichtet. Trotz gewaltig gestiegener Mitgliederzahlen und eines erhöhten Betreuungsaufwandes konnte der Personalstand in der oö. Kammer konstant gehalten und darüber hinaus die Kammermitglieder durch eine mehrfache Senkung der Kammerbeiträge spürbar entlastet werden.
Autor: Roman Sandgruber, 2007