Märkte und Messen

Die Höhepunkte im bäuerlichen Konsumverhalten waren die Jahrmärkte, Volksfeste und Messen: Die großen Landesausstellungen in Steyr und die Linzer Märkte wurden von 1878 bis 1895 in zweijährigem Rhythmus alternierend mit Wels veranstaltet und dann noch von 1903 bis 1913 von Linz allein auf dem Südbahnhofgelände fortgeführt. Die besucherstärksten Massenveranstaltungen der Jahrhundertwende waren das Welser und das Rieder Volksfest, die in den „geraden“ Jahren in Wels, in den ungeraden in Ried stattfanden. Dort wurden nicht nur die besten Nutztiere und neuesten Maschinen ausgestellt, sondern die Kauf- und Konsumlust insgesamt angestachelt. Populär waren auch die Urfahrer Jahrmärkte, die zweimal im Jahr stattfanden, im Frühling und im Herbst. 1894 waren sie von zwei auf acht Tage verlängert und 1902 auf das große Gelände an der Donaulände verlegt worden.

1910 gab es in Oberösterreich noch 97 Viehmärkte in 49 verschiedenen Orten. Über 800 Viehhändler wurden um 1900 gezählt. Populär waren auch die vielen Kleintiermärkte, etwa der Nikolai-Taubenmarkt in Haslach oder der Glangl- oder Klanklmarkt in Wels, benannt nach dem Glanglsamstag, dem ersten Samstag nach Maria Lichtmess: Besucher und Interessenten für Tauben, Kaninchen, Hühner und anderes Kleingetier reisten schon zu nächtlicher Stunde aus ganz Oberösterreich und dem benachbarten Bayern an, um die besten Stücke zu erwerben. Dieses frühmorgendliche Schauspiel am Messegelände (Landwirtschaftsteil) erreichte zwischen sieben und neun Uhr seinen Höhepunkt. Dann drängten sich Tausende Besucher durch die Ausstellungshallen, wo leidenschaftlich gefeilscht und gehandelt wurde.

Kurzfassung (2007) aus: Sandgruber/Katzinger/Pisecky/Kerschbaummayr: Der Handel in Oberösterreich. Tradition und Zukunft. Linz 2002.