Schwarzmarkt

Die Schwarzmarktpreise für Lebensmittel lagen im Sommer 1945 um das 260fache über den amtlichen. Bis Ende 1946 reduzierte sich die Spanne auf das 40fache, Ende 1947 auf das 20fache und Ende 1948 auf das Vierfache. Im Jahr 1947 kostete Schwarzbrot auf dem schwarzen Markt das Vierzehnfache der rationierten Ware, Grieß das Achtzehnfache, Speck das Dreißigfache, Butter, Schmalz und Fleisch das Fünffache. Während damals die Schwarzmarktpreise für diese Grundnahrungsmittel bereits abbröckelten, kam der Schwarzhandel mit Zucker im zweiten Quartal 1947 erst richtig in Schwung. Zucker kostete im dritten Quartal 1947 das Fünfundvierzigfache der rationierten Ware. Im vierten Quartal sank der Schwarzmarktpreis auf das Sechsundzwanzigfache und glich sich dann ziemlich schnell den amtlichen Preisen an.

Der Naturaltausch stand hoch im Kurs. Man kannte die „Bauernvaluta“, den Speck, und die „Edelvaluta“, die ausländischen Zigaretten, die Lucky Strike, die Marlborough, die Camel. Ganz oben auf der Beliebtheitsskala standen auch Nylonstrümpfe, Alkohol und Penicillin.
Typische Beispiele, was und wie getauscht wurde, waren 1 Ofenknie gegen ein halbes Kilogramm Kaffeemischung, 1 Pullover gegen 3,5 kg Gurken, 1 kg Zwiebel, 2 kg Tomaten, 0,25 kg Pfefferoni und 0,5 Liter Essig, ein Herrenhemd gegen 1 kg Zucker oder ein Betteinsatz gegen 100 kg Kartoffeln. Man tauschte Raucherkarten gegen Milch, Rasiermesser gegen Speck, Zigaretten gegen Butter, Ölfarben gegen Kinderschuhe, Spielzeug gegen Fahrradmäntel.

Der Linzer Hauptplatz mit den angrenzenden Kaffeehäusern sowie der „Bazar“ genannte Durchgang parallel zur Schmidtorgasse, der an der Promenade beim Café Traxlmayer endet, waren die Zentren des illegalen Handels in der Innenstadt. Ein weiterer wichtiger Umschlagplatz war der Hauptbahnhof.

Kurzfassung (2007) aus: Sandgruber/Katzinger/Pisecky/Kerschbaummayr: Der Handel in Oberösterreich. Tradition und Zukunft. Linz 2002.