Blutzeuge
Lienhart Keyser/Leonhard Kaiser (1480 - 1527)

Standpunkt: "Ich kann und mag nichts widerrufen, was in der Heiligen Schrift begründet ist."

Martin Luther schrieb in der Trostschrift, die er nach den Berichten Michael Stifels über die Verbrennung Kaisers herausgab: "Ich Unglücklicher, wie wenig komme ich unserem Leonhard gleich, ich, der ich mit vielen Worten predige, diesem mächtigen Täter des Wortes! Er heißt billig nicht König bloß, sondern ein Kaiser, weil er denjenigen besiegt hat, dessen Macht keine auf Erden gleich kommt - er ist ein rechter Leonhard, das heißt Löwenhart."

Leonhard Kaiser stammte aus Raab im Innviertel. Er hielt sich 1500 in Leipzig auf, wo er an der Universität studierte. Dort dürfte er auch zum Priester geweiht worden sein. 1517 wurde er Pfarrvikar in Waizenkirchen. Um das Jahr 1524 wandte sich Kaiser wie viele andere auch der Lehre Martin Luthers zu und begann in diesem Sinn zu lehren.
Das Innviertel, und damit Raab und Waizenkirchen, gehörte damals noch nicht zu Österreich, sondern war ein Teil Bayerns. Der bayrische Herzog Wilhelm erließ 1522 ein Verbot für die Untertanen die Lehre und die Schriften Luthers anzunehmen. Zuwiderhandelnde seien zu inhaftieren.

Deshalb wurde Leonhard Kaiser schließlich auch von seinem Pfarrherrn, einem Passauer Domherrn, beim Ordinariat angezeigt. Kaiser musste nach Passau kommen und wurde vom Leiter des Kirchengerichtes in Haft genommen. Er widerrief daraufhin und leistete einen Eid in Zukunft die Lehre Luthers nicht mehr zu verbreiten.

In Waizenkirchen fühlte er sich jedoch nach der Anzeige nicht mehr wohl, auch plagten ihn Gewissenszweifel wegen seines Widerrufes und so suchte er schließlich Luther persönlich in Wittenberg auf und wurde sein Schüler. Er schickte verschiedene lutherische Schriften in die Heimat, obwohl die Verbreitung solcher in Bayern streng verboten war. Wegen einer schweren Krankheit seines Vaters kehrte er schließlich nach Raab zurück. Nachdem dieser kurz darauf starb, konnte er Bayern nicht verlassen, weil er selbst schwer erkrankte. In der Zeit seiner Krankheit wurde sein geheimer Aufenthalt jedoch verraten, er wurde verhaftet und nach Passau gebracht, wo er in der Feste Oberhaus gefangen gehalten wurde. Keines der Verhöre konnte den durch einen Trostbrief Luthers bestärkten Leonhard Kaiser nochmals von seinem Glauben abbringen, er weigerte sich, der lutherischen Lehre abzuschwören. Am 11. Juli 1527 fand in einer offenen Schranne im Hof des Domkapitelhauses in Passau der Prozess statt. Nochmals forderte man Kaiser auf zu widerrufen, dieser antwortete, er könne und wolle nichts widerrufen, was in der Heiligen Schrift begründet sei. Kaiser wurden daraufhin seiner geistlichen Funktion enthoben, seine geistlichen Gewänder wurden ihm abgenommen, er wurde geschoren, in einen Kittel gekleidet und bekam eine Ketzermütze aufgesetzt. Dann übergab man ihn der weltlichen Gerichtsbarkeit und brachte ihn wieder in die Feste Oberhaus. Am 14. August wurde er nach Schärding überstellt, erst dort teilte man ihm mit, dass er zum Tod am Scheiterhaufen verurteilt worden war.

Am 16. August wurde Kaiser zum Richtplatz am Innufer geführt. Am Weg soll er noch seinen Diener, der sich von ihm verabschiedete, mit den Worten: "Was tut das Fleisch" getröstet haben. Als man ihn auf den Holzstoß gebunden und das Feuer angezündet hatte, bat er die umstehenden Menschen, das Lied "Komm Heiliger Geist" anzustimmen. Kaisers letzte Worte im Feuer sollen "Jesus ich bin dein, mach mich selig", gewesen sein.

Der Wunsch ein Exempel zu statuieren schlug gänzlich fehl. Anstatt die Protestanten abzuschrecken, liefen nun immer mehr Menschen der neuen Lehre zu und sahen in Kaiser einen Märtyrer für den Glauben.

Autoren: Irene und Christian Keller, 2010

 

Die Jörger von Tollet und ihre Zeit. Glaube, Macht und Untergang eines protestantischen Adelsgeschlechtes - Dokumentation zur Sonderausstellung im Schloss Tollet im Zuge der OÖ. Landesausstellung 2010.