Die Maximiliankapelle in der Tolleterau steht schon seit fast 250 Jahren nicht mehr. An ihrem ehemaligen Standort befindet sich heute eine kleine Gedächtniskapelle. In ihrer Nähe soll um 1900 eine Kelchkuppa beim Ackern gefunden worden sein.
Das Kirchlein wurde im 15. Jahrhundert von den Jörgern gegründet und erhielt 1505 von Kaiser Maximilian I. die Stiftung einer täglichen Messe. Vogtei und Lehenschaft übertrug Maximilian seinem Landeshauptmann Wolfgang Jörger IV., den er öfter auf Schloss Tollet besucht haben soll. Er soll zumindest zweimal, 1505 und 1515, die Kapelle besucht haben. Der Weg, den er von Grieskirchen her zu Fuß dorthin gegangen sein soll, trägt deshalb den Namen Kaisersteig.
Das für St. Maximilian vorgesehene Geld aus dem Salzamt in Gmunden versiegte jedoch bald und trotz Eingaben der Jörger mussten diese schließlich das Kirchlein selbst erhalten. Auf den ersten Priester, der noch täglich die Messe las, dürfte nur ein weiterer gefolgt sein, dann wurde sie von Priestern anderer Kirchen mit versehen. Der Geldfluss versiegte wohl ganz, als die Jörger durch ihre religiöse Gesinnung um 1620 in Ungnade fielen.
Dennoch ist bekannt, dass verschiedene Bittprozessionen nach St. Maximilian führten. So zog man schon 1534 in einem Bittzug zu dem Kirchlein, um Hilfe in den Türkenkriegen zu erbitten. Ab ca. 1650 ging man jährlich am Markustag und an Bitttagen von der Pfarrkirche Grieskirchen nach St. Maximilian.
Nur von der Gnade der jeweiligen Besitzer der Herrschaft Tollet abhängig verfiel das "arme Kirchlein" mehr und mehr. Wurde noch 1773 ein neuer Altar angefertigt und die Statuen vergoldet, so brachten die Reformen Joseph II. das Ende St. Maximilians. Die Kapelle wurde für überflüssig erklärt und in die Liste der zu sperrenden Kapellen aufgenommen und teilte damit das Schicksal vieler Kirchen und Kapellen in dieser Zeit.
1789 wurde die schon entweihte Kapelle an die Herrschaft Tollet veräußert, die den Grund an einen Bauern weiterverkaufte, der an ihrem Standplatz der Kapelle 1791 ein Wohnhaus errichtet.
In St. Maximilian hatten sich die Grabstätten einiger bedeutender Jörger befunden. Die Grabsteine und selbst die Särge wurden verkauft. Vielleicht wollte man damit auch die Erinnerung an das verpönte evangelische Adelsgeschlecht auslöschen. Folgende Personen hatten ihre Särge und Gedenksteine in der Kapelle:
Schon 1751 wurden die kupfernen Särge verkauft, 1788 zwei Turmglöcklein, die Grab- und Erinnerungssteine, die Kirchenstühle und ein herrschaftliches Wappenschild an die Meistbietenden versteigert.
Autoren: Irene und Christian Keller, 2010
Die Jörger von Tollet und ihre Zeit. Glaube, Macht und Untergang eines protestantischen Adelsgeschlechtes - Dokumentation zur Sonderausstellung im Schloss Tollet im Zuge der OÖ. Landesausstellung 2010.