Die politische Verwaltung und Repräsentation des Landes erfolgte seit dem Spätmittelalter durch den Landesherrn und die Stände, die zu regelmäßigen Versammlungen – den Landtagen – zusammentrafen. Zu den Ständen zählten die Herren, die Ritter und ab etwa Beginn des 15. Jahrhunderts auch die Prälaten und Vertreter der landesfürstlichen Städte. Sie besaßen große Macht, da sie die jeweiligen Herrscher finanziell unterstützten und konnten dadurch immer wieder Zugeständnisse und Privilegien erpressen. Das zunehmende Bekenntnis zur protestantischen Religion der Stände jedoch stellte einen großen Konfliktpunkt mit den katholischen Herrschern dar.
Zur Zeit des Regierungsantritts Kaiser Ferdinands II. hatten die protestantischen Stände die Macht im Land ob der Enns übernommen und einen protestantischen Landeshauptmann eingesetzt. Um dem entgegenzuwirken verbündete sich Ferdinand mit Maximilian von Bayern und der katholischen Liga und musste das Land ob der Enns zwischen 1620 und 1628 vorübergehend an Bayern abgeben. Dafür aber fiel Maximilian mit dem Passauer Kriegsvolk in Oberösterreich ein und beendete blutig den Adelsaufstand. Mit aller Härte wurde nun die Gegenreformation durchgesetzt, die letztlich auch den Untergang der Familie der Jörger bedeuten sollte.
Autoren: Irene und Christian Keller, 2010
Die Jörger von Tollet und ihre Zeit. Glaube, Macht und Untergang eines protestantischen Adelsgeschlechtes - Dokumentation zur Sonderausstellung im Schloss Tollet im Zuge der OÖ. Landesausstellung 2010.