Reformator
Martin Luther, geb. 1483

STANDPUNKT: "Ich kann und will nichts widerrufen, weil es gefährlich und unmöglich ist, etwas gegen das Gewissen zu tun."

Martin Luther wurde am 10. November 1483 in Eisleben in Sachsen-Anhalt geboren. Von 1501 bis 1505 studierte er an der Philosophischen Fakultät und begann dann ein Studium der Rechtswissenschaften, das er jedoch abbrach und in das Kloster der Augustiner-Eremiten in Erfurt eintrat, wo er 1507 zum Priester geweiht wurde.

Seine Studien über Bibelverse führten ihn zu der Ansicht, Gottes ewige Gerechtigkeit sei ein reines Gnadengeschenk, das dem Menschen nur durch den Glauben an Jesus Christus gegeben werde. Keinerlei Eigenleistung könne dieses Geschenk erzwingen. Dieser Gedanke brachte ihn jedoch in Opposition zur kirchlichen Lehrmeinung. Auch der damals übliche Ablasshandel erregte sein Missfallen. 1517 verfasste Luther die 95 Thesen, die direkt auf den Ablasshandel Bezug nahmen. Nun wurde er in Rom angezeigt und der Ablassprediger Tetzel reagierte mit Gegenthesen. 1518 wurde Luther vorgeladen, um den Verdacht der Ketzerei zu überprüfen. Als ihn am Reichstag zu Augsburg Kardinal Cajetan verhörte, weigerte er sich zu widerrufen, wenn er nicht aus der Bibel heraus widerlegt würde. Für den Kardinal war er damit als Ketzer überführt. Luther entzog sich der drohenden Verhaftung in der Nacht vom 20. zum 21. Oktober 1518 durch Flucht aus Augsburg.

In folgenden Diskussionen kam es dann zum offenen Bruch mit der katholischen Kirche. Am 15. Juni 1520 wurde gegen ihn eine Bannbulle erlassen. Als seine Bücher öffentlich verbrannt wurden, reagierte er mit der Verbrennung der Bannbulle, daraufhin wurde er am 3. Januar 1521 mit einer weiteren Bannbulle exkommuniziert. 1521 wurde Luther vor den Reichsständen in Worms verhört und zum Widerruf aufgefordert, doch er lehnte ab. Daraufhin wurde über ihn die Reichsacht verhängt und er als vogelfrei erklärt. Doch Kurfürst Friedrich ließ ihn zu seinem Schutz auf die Wartburg bringen, wo er die Bibel ins Deutsche übersetzte.

1522 kehrte er nach Wittenberg zurück, wo er immer mehr Anhänger fand. 1525 heiratete er Katharina von Bora, eine ehemalige Nonne, mit der er sechs Kinder haben sollte.

Als Luther am 18. Februar 1546 starb, hatte sich seine Lehre überall in Deutschland und ebenso in Österreich mit rasanter Geschwindigkeit verbreitet.

Beziehung zu den Jörgern
Martin Luther verband eine freundschaftliche Beziehung mit dem Haus der Jörger. Christoph II. trat während seines Studiums mit ihm in Kontakt, der erste Brief Luthers an ihn stammt von 1525. Auch Christophs Mutter Dorothea stand in Briefkontakt mit dem Begründer der neuen Lehre, für die sie sich von Anfang an begeisterte. Luther erzählte Dorothea, die er sehr schätzte, von persönlichen Problemen, von der Ausbreitung seiner Lehre in Deutschland, bedankte sich für ihre finanzielle Unterstützung, tröstete sie wegen ihrer Sorgen um die Uneinigkeit ihrer Söhne und hielt sie über den weiteren Lebensweg Michael Stifels auf dem Laufenden. Dorothea und Christoph verbreiteten Luthers Lehre durch die in ihren Schlössern beherbergten Prädikanten in ihrem Herrschaftsgebiet.

Autoren: Irene und Christian Keller, 2010

Die Jörger von Tollet und ihre Zeit. Glaube, Macht und Untergang eines protestantischen Adelsgeschlechtes - Dokumentation zur Sonderausstellung im Schloss Tollet im Zuge der OÖ. Landesausstellung 2010.