Nach Sebastians Tod entstand 1572 dieses Inventar, das ein Licht auf das Leben der Adeligen dieser Zeit und durch die Bibliothekslisten auch auf die Interessen Sebastians und auf die Ausbildung junger Adeliger wirft.
Die Bücher auf der Liste sind in drei Abteilungen geteilt, in die Bücherei, in die Bücher in Sebastians Zimmer und in die Bücher der Schulbibliothek. Insgesamt waren es um die 300 Bücher.
In der Bibliothek fanden sich viele religiöse Werke, einige ältere katholische und viele protestantische Schriften, darunter etliche Werke Luthers ebenso wie ein Schmählibell gegen den Papst. Aber auch aus den Bereichen alte Klassiker, Neulateiner, wie Erasmus von Rotterdam, juristische Werke, Geographie, Geschichte, Astronomie, Naturheilkunde und Medizin sind Schriften verzeichnet. Die beliebte Wunder- und Teufelsliteratur, unter ihnen ein Werk C. Spangenbergs, fand ebenso Eingang in die Bücherregale Tollets, wie die literarischen Werke eines Hans Sachs die Fabeln Äsops in der Bearbeitung Burghard Waldis oder das Nachtbüchl Schumanns.
In Sebastians Zimmer befanden sich bei seinem Tod 31 Bücher, besonders theologischer Natur, aber auch für Pädagogik scheint er sich interessiert zu haben, da einige Katechismen sowie die Bücher Anfang der Kinderlehr und Ordnung der Kinderlehr verzeichnet sind. Auch über Feldbau und Arzneimittel informierte sich Sebastian, er las aber auch eine Comedi über den Sündenfall. Das von ihm geschriebene Urbar befand sich in seinem Zimmer.
Die Schulbibliothek zeigt, dass die Jörger auf Tollet eine eigene Schule zur Ausbildung junger Adeliger hatten. Besonders finden sich hier die Themen Religionsunterricht, humanistische Schulung durch alte Klassiker wie Homer und Euripides, aber auch philosophische Werke z. B. von Melanchton und Schriften zu den Realfächern Astronomie, Arithmetik, Physik.
Autoren: Irene und Christian Keller, 2010
Weitere Gegenstände (und Tiere) aus dem Besitz Sebastian Jörgers
Schmuck und Ziergegenstände | ein eisernes Trüherl, 2 Ringe mit Rubin, ein Saphirring, ein Türkisring, Silbergeschirr, ein vergoldetes Kandl, mit den Planeten und den Wappen der Polheimer und Hohenfelder, ein mit Silber und Gold beschlagenes Straußenei, ein vergoldeter Becher, geformt wie eine Birne, oben ein Granatapfel, eine silberne Flasche mit vergoldeten Reifen und kollenpeckischen Wappen, eine beschlagene indianische Nuss mit Wappen der Oberheimer und Innerseer, ein vergoldeter Becher, mit einem „Mandl mit Stangl“ am Deckel, ein Büchsenbecher mit Hohenfelder Wappen und einem Kind auf einer Kugel obenauf, ein kleiner Silberbecher mit dem Überacker- und Frauenberger Wappen, obenauf ein Bauer mit Sichel, ein breiter Becher mit Wappen der Jörger und Knöringer am Deckel, ein Sebastians-Becher, ein silbernes Kostbecherl, ein vergoldetes Lugg (Deckel) mit Wappen der Jörger, 8 Silberlöffel, eine silberne Narrenkappe, 3 Kredenzmesser. | Messinggeschirr | ein Mörser, eine Glutpfanne, vier einfache und ein Doppel-Leuchter, eine Kanne, sechs „Köpfl“, ein Gießbecken samt Kanne, ein Badebecken, drei gute Becken und einige alte, 76 Rechenpfennige. | Zinngeschirr | ein großer Gstandtner, 2 große Kannen, eine Kanne mit Jörger- und Innerseer-Wappen, 47 Kandln, 9 Flaschen, ein „Küpferling“, eine Streubüchse, im Arzneikasten mehrere Zinnbüchsen, 8 „Kacherl“ (Nachttöpfe), 43 Schüsseln, 10 Platten und 24 Teller | Kupfergeschirr | 4 Kühlkessel, 5 Schüsseln, ein Schaff, in der „Pfister“ (Bäckerei) eine alte Wanne | Blechgeschirr | 9 Blechflaschen, 2 Trichter, einige Schüsseln | Kellereisachen | 8 hölzerne Füllamper, 9 hölzerne Lagel, 10 Bieramper, 1 Paar Hakenseile, 4 eiserne Reifen | Trinkgläser | in der weiten Herrenstube in einem Kasten etliche weiße Trinkgläser, ein weiteres Trinkgeschirr in der Liberei | Eisengeschirr | 9 Pfannen, ein Dreifuß für vier Speisen | Möbel | Im Stübel des Herrn ein weißes, marmelsteinernes Tischl, ober dem Tischl ein Ladl mit einer Goldwaage, einer Uhr, ein hölzerner, eingelegter Schreibtisch mit einem Sperrschloss, ein hölzernes Ruhebett, in der weiten Herrenstube eine Rundtafel (runder, zerlegbarer Tisch), 2 Tische mit Stühlen und Bänken, ein Ledersessel, im Frauenzimmer 2 Tische, in der Liberei ein zusammengelegter Tisch mit versperrbarer Lade und ein Sessel. In dem grün gemalten Stüberl ein Tisch, in der Stube über dem Tor ein Tisch. Auf dem Neugebäude 2 Tische, in der Torstube zwei alte Tische | Betten und Bettzeug | 9 Gespannte (Bettgestelle), zum Teil mit Vorhängen, 18 Federbetten, 8 Tuchenten, 23 Polster und Kissen, 30 Decken, 5 Strohsäcke und ein Reisebett | Stoffsachen | 20 Paar feine und 31 gröbere Leintücher, 27 Tischtücher, 36 Handtücher, 8 Paar Kissenziehen, ein Polsterziehen, 72 „Tisch-Salvet“ (Servietten), 18 unzerschnittene Servietten, 2 Handtücher, 6 weiße Servietten, 2 bunte Tischtücher | Teppiche | ein türkischer Teppich, ein wollener gestrickter Tischteppich mit zwei Wappen | Kleidung | ein Hemd mit goldenem Kragen, 3 Hemden mit Perlen auf dem Kragen, 5 Hemden, 22 Haupttücher, 7 „Fazinet“ (Sacktücher) in einem golddurchwirkten Beutel, 10 Sacktücher, 2 Aderlassbinden. Ein schwarzer Sammetrock mit 14 goldenen Rosen und Zobel unterzogen, ein grauer, 2 Purpurröcke mit schwarzem Sammet verbrämt und Fuchs unterzogen, ein schwarzes, wollenes Leibröckl mit Sammet verbrämt und Fuchs unterzogen, ein gleicher größerer Rock. 7 weitere Röcke, 11 Steinmarderfelle, 7 Fuchsfelle, eine Haube mit Marderpelz gefüttert, ein wollener Mantel, mit Samt und Schnüren, ein schwarzes Atlaswams, ein weißes Damastwams, ein schwarzes mailändisches Wams, ein schwarzes Sammetkoller, ein hirschenes (aus Hirschleder) Koller, 2 hirschene Leib (Westen), ein Paar Barchent-ärmel, eine Samthose, hinten Wolle, 2 hirschene Hosen mit aschfarbenen Taffet ausgezogen, eine Lederhose, 3 weitere Hosen, vier Samtbarette, ein „Barchentwams“, ein roter Nachtpelz mit Kaninchenrücken, ein Paar raue Handschuhe | Waffen | 3 Säbel, ein silberner Dolch, ein eiserner Dolch, zwei kleine Dolche, 5 alte Schwerter, eine kleine Mannswehr, zwei Fausthammer, zwei Hirschfänger, 4 Jagdbüchsen, 4 Faustbüchsen, eine kleine Büchse, ein Knebelspieß, 12 lange und eine kurze Jagdbüchse, 10 Faustbüchsen, 4 Pulverflaschen, ein Köcher, 24 lange und 7 kurze Hakenbüchsen, etliche Messer. Die Rüstkammer wird im Inventar nicht beschrieben. | Handwerkszeug/Anderes | ein Schleifstein, ein Leinseil, etliche Kuhhalfter, 2 eiserne Vogelhäuser, 6 „Hirschengestiemb“ (Geweihe), 3 Felleisen, Schmiedewerkzeug und Blasbalg, Tischlerwerkzeuge, Zeug zum Brunnenrohrgießen, 2 Gießmodel mit Dorn, 2 Schraubzwingen, ein Vorsatz, zwei Gießlöffel, 3 Lötkolben, 2 Raspeln, 2 Feilen, 2 Schmelzpfannen, eine Bank mit Seil und Haken zum Ausziehen der Rohre, 2 Bohrer | Vorräte | 18 ¼ Metzen Weizen, 2 Mut (= 60 Metzen) und 6 ½ Metzen Halbweizen, 2 ¾ Metzen Gerste, 1 ¼ Metzen Wintergerste, 15 ½ Metzen Frühjahrsgerste, ¼ Metzen Gerste und Hafer gemischt, 2 Mut und 2 Metzen Korn, 1 Mut und 7 ½ Metzen Hafer. 7 Fässer mit 105 ¾ Eimern Wein, ein Faß mit 19 ½ Eimern, das der Witwe gehört | Pferde | Die Reitpferde wurden vor Erstellung des Inventars verkauft. 4 Zugpferde, eine Stute, Pferdegeschirr, 13 Trensen mit Stangen und 28 ohne Stangen, ein Kummet mit Schlittengeläut, 2 breite Rosszeug für 4 Pferde, 2 Rollen Hanfgurte, 6 Zaumketten | Vieh | 26 Melkkühe, 4 Kalbinnen, 27 Kälber, 2 Stiere, 15 Ochsen, 50 Schafe, 25 Schweine, 23 Spanferkel | Hütvieh außerhalb des Schlosses | 18 Kühe, 4 Schafe | Geflügel im Meierhof | 11 Gänse, 6 Kapaune, 1 Hahn, 3 Hennen | Stall- und Stadelzeug | 21 neue Schaffel, 29 alte Schaffel, 8 hölzerne Amper, 3 Milchamper, eine Heugabel, ein Schraubstock, eine alte Schaufel, 3 Mistgabeln, eine Scheibtruhe, eine Heuraffel |
Inventarium übertragen von Mag. Wolfgang Sauber
Die Jörger von Tollet und ihre Zeit. Glaube, Macht und Untergang eines protestantischen Adelsgeschlechtes - Dokumentation zur Sonderausstellung im Schloss Tollet im Zuge der OÖ. Landesausstellung 2010.