Matthias geb. 1557, Kaiser von 1612 - 1619, regierte in Ungarn, Mähren, Österreich ob und unter der Enns
(erzwungener) STANDPUNKT: "Beide Konfessionen sind gleichberechtigt bei der Erlangung von öffentlichen Ämtern. Adel und Bürger der Städte und Märkte dürfen die protestantische Religion ausüben."
Er war verheiratet mit Anna, Herzogin von Tirol. Matthias setzte sich im Bruderzwist gegen Rudolf II. durch, der zu seinen Gunsten auf Österreich, Ungarn und Mähren verzichten musste. Rudolf hatte schon 1593 Erzherzog Matthias auf Vermittlung seiner Mutter zum Statthalter über Ober- und Niederösterreich gemacht.
Matthias verlegte seine Residenz von Prag zurück nach Wien und setzte in Böhmen Statthalter ein. Zwei von ihnen wurden 1618 beim Prager Fenstersturz, gemeinsam mit einem Sekretär, aus einem Fenster des Hradschins in den 17 Meter tiefen Burggraben gestoßen, wo sie verletzt liegen blieben. Dies war der Beginn des Aufstandes in Böhmen. Nach dem Tod des Kaisers sollte es dann auch am Wiener Hof zu Feindseligkeiten kommen.
Beziehung zum Protestantismus
Schon als Statthalter Ober- und Niederösterreichs setzte Erzherzog Matthias die von Erzherzog Ernst begonnene Gegenreformation fort, sein Berater dabei war Melchior Khlesl, der später Bischof und zuletzt sogar Kardinal wurde.
Die protestantischen Stände ob der Enns hatten Matthias zwar bei der Machtübernahme unterstützt, dann aber 1608 ein Geheimbündnis geschlossen, ihn erst nach Anerkennung ihrer Rechte und religiösen Freiheiten zu huldigen. Sie übernahmen in der Zwischenzeit die Regierung und verkündeten Religionsfreiheit. Als Matthias das nicht hinnehmen wollte, verbündeten sie sich mit den Ständen unter der Enns und es kam zum Aufstand. Matthias musste nachgeben und den Adeligen in der sogenannten Kapitulationsresolution Zugeständnisse in religiösen Fragen machen, die die Gegenreformation praktisch zum Erliegen brachten.
Beziehung zu den Jörgern
Karl Jörger reiste zweimal als ständischer Gesandter zu ihm, das erste Mal mit dem Auftrag, Durchzüge und Einquartierungen kaiserlicher Kriegsvölker zu verhindern, das zweite Mal mit einem Entschuldigungsschreiben der Stände. In diesem rechtfertigten sie sich, den Forderungen des Kaisers nach Truppenproviant, Aufgebot und Proviantgeld nicht nachgekommen zu sein und rieten ihm Blutvergießen zu vermeiden, weil Gott auch "Hohe Herren" für in Kriegszeiten begangene Sünden und Laster heimsuche.
Autoren: Irene und Christian Keller, 2010
Die Jörger von Tollet und ihre Zeit. Glaube, Macht und Untergang eines protestantischen Adelsgeschlechtes - Dokumentation zur Sonderausstellung im Schloss Tollet im Zuge der OÖ. Landesausstellung 2010.