Herkunft
Die Burg St. Georgen um 1350

Von der Burganlage St. Georgen hat sich im Verzeichnis der Jakob Jörgerischen Lehen von 1558 eine Beschreibung erhalten. Der Sitz dürfte damals schon gut 50 Jahre nicht mehr bewohnt gewesen sein.

"Der Sitz St. Georgen ist ein großes, weites Purgstall, darauf stehen große Holz. Auch ein Ort von einer Mauer, darauf nach Hörensagen zwei Wohnungen oder Vesten gestanden sind, die eine auf der linken Hand ist ein gemauerter Stock gewesen, die andere ein gezimmerter. Um den Purkstall ist ein weiter Wassergraben noch vorhanden, darüber zwei Brücken wie noch etliche Stümpfen von den Jochhölzern gesehen werden, welches alles jetzt abgegangen, aber der Teich oder Graben ist noch vorhanden. Den einen Stock hat ein Jörger zu Reut, den hölzernen Stock ein Jörger zu Tollet inngehabt. Daselbst hat es eine Kapelle, in welcher die Jörger von Reut und Tollet ihr Begräbnis haben, auch eine Taferne und zehn Häuser, welche samt Grundstücken vor Jahren zwei Meierhöfe gewesen, der eine nach Reut, der andere nach Tollet gehörig."

Um die ganze Anlage in St. Georgen lief ein Graben, der um den hölzernen Turm mit Wasser gefüllt war, das aus einer heute noch fließenden Quelle stammte.

Der gemauerte Stock dürfte bei der damals noch viel kleineren Kirche gestanden sein, in diesem Teil der Befestigungsanlage standen zwei Meierhöfe mit angeschlossenen Wirtschaftsgebäuden. Vermutlich befand sich innerhalb der etwa vier bis fünf Meter hohen Mauer eine Taverne. Auch Obst-, Gemüse- und Kräutergärten dürften sich im Inneren befunden haben, ebenso die Burglinde. Der gemauerte Stock hatte wahrscheinlich eine Blockwerkkammer, eine in das Gemäuer eingesetzte Holzstube. Sie befand sich meist im zweiten Stock und war der wohnlichste Raum der Burg.

Auf dem auch heute noch sichtbaren kleinen Plateau gegenüber der großen Anlage dürfte nur ein hölzerner Turm mit Pferdestallungen gestanden sein. Er war seiner Zeit entsprechend vermutlich als Fachwerkbau ausgeführt. Möglicherweise war er von Palisaden oder einer Hecke umgeben. An seiner Stelle steht heute ein Bauernhaus.

Autoren: Irene und Christian Keller, 2010

Die Jörger von Tollet und ihre Zeit. Glaube, Macht und Untergang eines protestantischen Adelsgeschlechtes - Dokumentation zur Sonderausstellung im Schloss Tollet im Zuge der OÖ. Landesausstellung 2010.