Die Jörger
Karl Jörger. Wo Licht ist...

STANDPUNKT: "Die Herrn von Oesterreich haben lange Arm und reichen weit, die Herren Ständ haben aber auch lange Händ, wollen sehen, welche länger oder weiter greifen mögen."

Wo Licht ist ...
Karl Jörgers Bild in der Öffentlichkeit

Karl verlor schon mit zehn Jahren den Vater, seine Vormünder kümmerten sich wenig um das hochbegabte Kind. Dennoch studierte er zuerst in Padua, dann in Straßburg. Der Schriftsteller Wolfhart Spangenberg schrieb ihm zu Ehren das Gedicht "Lobspruch der Tugend", in dem Karl wegen seiner Sprachkenntnisse, seiner Klugheit und seiner Kunst in der "Disputation" gerühmt wird. Am Schluss des Gedichtes flechten neun Musen ihm einen Ehrenkranz aus Gottesfurcht, Weisheit, Vorsichtigkeit, Mäßigkeit, Leutseligkeit, Wahrheit, Gerechtigkeit, Großmütigkeit und Lobwürdigkeit.

Nach seiner Rückkehr nach Oberösterreich ließ er sein Schloss Aschach an der Donau prunkvoll ausstatten. Er besaß unter anderem auch die Schlösser Pernstein und Scharnstein.

Er war überzeugter Protestant und leistete auf verschiedenste Art und Weise gegen die Rekatholisierung Widerstand.

1614 wurde er zum Verordneten des Herrenstandes gewählt. Man setzte ihn an vorderster Front bei den Verhandlungen ein und mehrmals erfüllte er die Erwartungen des Herrenstandes, z. B. verhinderte er Durchzüge und Einquartierungen von Kriegsvolk.

Andererseits glaubte er sich aber auch in etwas naiver Weise im Besitz eines Druckmittels gegenüber den Herrschern. Er hatte angeblich von einem Passauer Hauptmann erfahren, dass Erzherzog Leopold, Herrscher über die Steiermark und Bruder Ferdinands II., gerne Herr über das Land ob der Enns geworden wäre. Karl sollte nun die Haltung der Stände Leopold gegenüber auskundschaften. Auch nahm er wegen einem Bündnis gegen den Kaiser Kontakt mit den niederösterreichischen Ständen auf. Als dann Ferdinand II., bekannt als überzeugter Katholik, die Regierung übernehmen sollte, machten die protestantischen Stände gegen den neuen Herrscher mobil und Karl Jörger wurde zum Oberbefehlshaber der ständischen Truppen des Traun- und Marchlandviertels bestellt. Er sollte den Pass Pyhrn decken, damit man zur Steiermark Verbindung halten konnte. Am Pass wurden eine Schanze und ein Blockhaus daneben errichtet, die Besatzung bestand aus 600 Musketieren. Es kam aber nie zu Kämpfen.

Als das Passauer Kriegsvolk am 24. Juli 1620 in Oberösterreich einfiel und in Haag am Hausruck den Ort und das Schloss besetzte, versuchte Karl seine Streitkräfte bei Wolfsegg zu sammeln, was ihm jedoch misslang. Als das Passauer Kriegsvolk in Linz eintraf, wollte sich Karl Jörger "in Scharnstein wie ein Dachs" eingraben, weil er des Krieges müde sei. Dann beschloss er jedoch nach Italien zu fliehen. Schon einen Monat später wollte er heimlich durch Tirol zu dem befreundeten Herzog von Würtenberg reisen. Durch Verrat wurde er in Innsbruck festgenommen und in die Burg eingeliefert und später in die Festung Oberhaus bei Passau überstellt. Bei den Verhören gab er zwar sein Geheimnis um Leopolds angeblicher Bestrebungen die Herrschaft in Oberösterreich zu übernehmen preis, dieser jedoch ließ sich dadurch nicht einschüchtern, er riet im Gegenteil dem Kaiser, Karl Jörger und seine Mitkämpfer nach Linz, Wien oder Prag abführen und hinrichten zu lassen. Doch Karl blieb in Oberhaus und man beriet, wie man mit dem Inhaftierten und seinem brisanten Geheimnis, bei dem er trotz der Folter blieb, umgehen sollte. Erst in Oberhaus durfte ihn seine Frau wieder sehen, die sich verzweifelt um seine Begnadigung und Freilassung bemühte. Vielleicht hätte sie diese auch erreicht, doch durch Haft und Folter geschwächt, verstarb Karl Jörger 1623 im Verlies der Feste. Vermutlich aus seiner letzten Zeit ist eine Handschrift erhalten geblieben: "Herrn Carl Jörgers Freiherrn Trostlied". Die Anfangsbuchstaben des Gedichtes ergeben den Namen seiner Schwiegermutter, Maria Salome.

Autoren: Irene und Christian Keller, 2010

Die Jörger von Tollet und ihre Zeit. Glaube, Macht und Untergang eines protestantischen Adelsgeschlechtes - Dokumentation zur Sonderausstellung im Schloss Tollet im Zuge der OÖ. Landesausstellung 2010.