Die Jörger
Karl Jörger. Ist auch Schatten...

Karl Jörger (1584 - 1623)

Ist auch Schatten ...
Karl Jörgers dunkle, unbekannte Seite


Abenteuerlust

  • Karl versuchte viele gewagte Spekulationen, die ihm große Verluste einbrachten. Er hatte immer Schulden und scheute nicht davor zurück, zur Tilgung das Geld seiner Frau und seiner Tochter Eva Regina zu verwenden. Obwohl er ein riesiges Vermögen geerbt hatte, blieb nach seinem Tod kaum genug, dass seine Frau ihren Lebensunterhalt bestreiten konnte, seine Söhne mussten auf Kosten des Herzoges von Württemberg in Tübingen studieren.
  • Wohl wegen dieser Geldnot versuchte er sich am Pass Pyhrn in der Goldmacherkunst, es gab dort ein Laboratorium, das mit Schmelz- und Windofen ausgestattet war. Das Arsenik für die alchimistischen Versuche holte man aus Steyr, Erz aus der Steiermark.

Jähzorn

  • Einmal wollte Karl aus nichtigem Anlass in Hartkirchen das Wappen Erzherzog Leopolds, des Bischofs von Passau, herunterreißen. Mehrere Anwesende konnten ihn nur mit Mühe von seinem Vorhaben abbringen.
  • Als ihm eines Tages der Hofrichter von Wilhering in die Quere kam, verlangte er von ihm, er solle ihm zutrinken, als dieser sich weigerte, spuckte er ihm mit der Bemerkung: "So, jetzt ist dir das Maul nass.", den Wein ins Gesicht.
  • Als der Pfarrer in Hartkirchen die Kirche sperren ließ, weil Karl dort einen lutherischen Prädikanten eingesetzt hatte, ließ er am Ostersonntag das Türschloss aufbrechen und wohnte mit seiner Frau einer protestantischen Messe bei, in deren Verlauf sie sich „haeretico more“ (nach Ketzerbrauch), also mit Brot und Wein, speisen ließen. Dabei sollen sie auch zugesehen haben, wie Beamte die Heiligenfiguren und Bilder verspotteten und von den Altären stürzten.

Trunksucht

  • Ein Pfarrer bat Karl Jörgers Oberpfleger Gienger seinen Herrn zu ersuchen, er möge doch das "erschröckliche Sauffen" lassen. Er sei tags zuvor voll berauscht "eines Rennen gerennet", so dass man schon gemeint habe, er müsse sich Hals und Beine brechen. Sogar während der Haft in Innsbruck durfte er bei jeder Mahlzeit drei Viertel süßen Traminer trinken.
  • Karl drangsalierte am Pass Pyhrn die Bevölkerung und veranstaltete Saufgelage, an denen mit anderen Adeligen auch seine Frau teilnahm. Dabei wurde der Kaiser und sein Bruder Leopold beschimpft, Karl gab sich einem "tollen und vollen" Leben hin und hielt kaum Disziplin unter seinen Leuten. Die Musketiere fühlten sich dabei offensichtlich so wohl, dass sie 1620 "dem Herrn Oberhauptmann zur Erzeigung ihres Gehorsams und wegen vieler von ihm erwiesener Gnaden" den ganzen Sold nachließen.
  • Bei der Belagerung des Pyhrnpasses veranstaltete der Jörger ein Scheibenschießen, an dem viele Lienzer teilnahmen und bei dem sich der Pfarrer von Lienz in brüderlicher Eintracht mit dem lutherischen Prädikanten und Karl Jörger selbst betrank.

Leuteschinderei

  • Bei der Besetzung des Pyhrnpasses hatte das Stift Admont viel zu erleiden. Ständig musste man den Belagerern Arbeiter zur Verfügung stellen, Essen und besonders Wein bringen und Karl "lieh" sich sogar größere Summen Geldes ohne sie jemals zurückzuzahlen.
  • Der Propst klagte auch darüber, dass die Untertanen durch Robotdienste bedrückt und die Fischteiche geplündert worden seien. Außerdem habe man Untertanen das Vieh weggeführt ohne dieses zu vergüten.
  • Der Propst selbst wurde vom Jörger misshandelt. Erfüllte er eine Forderung nicht sofort, so zog man manchmal sogar das Schwert gegen ihn. Einmal bedrohte man ihn sogar mit dem Aufhängen.
  • Der Mesner von Windischgarsten wurde von Karls Soldaten auf das Gröbste misshandelt, weil der Wirt ihn angeschwärzt hatte. Er musste sich bis aufs Hemd ausziehen und auf die Erde legen, dann ließ ihn der Jörger durch seinen Stallmeister mit Spießruten "jämmerlich schmeißen".
  • Vom Pass Pyhrn aus plünderte Karl auf sehr unrühmliche Art und Weise mit Hans Ortolf von Geumann die Khevenhüller Besitzung Kogl im Attergau.


Autoren: Irene und Christian Keller, 2010

Die Jörger von Tollet und ihre Zeit. Glaube, Macht und Untergang eines protestantischen Adelsgeschlechtes - Dokumentation zur Sonderausstellung im Schloss Tollet im Zuge der OÖ. Landesausstellung 2010.