Die Niederungsburg
Still um 1150

Durch die örtlichen Gegebenheiten und die Beschreibung des Chronisten Martin Kurz ließ sich die Lage der Niederungsburg Still rekonstruieren:

"Der Edelsitz der Herrn von Still war in der Niederung am Bache. Es darf die Vermutung ausgesprochen werden, dass der wellige Hausgarten zwischen Bach und den Bauernhäusern sich befand. Im Osten neben dem Brunnmair/Prunner, im Süden neben dem Burgstaller, Mair und Bramböck (Branböck), im Westen neben dem Fleischhackergut, Bauerngut, Hoisengut und der seinerseits an der unteren Straße liegenden Taverne. (Flurname Tummelplatz)."

Bei der Burg war laut einer Urkunde von 1116 auch eine Burgkapelle. Beim Aushub für einen Silo fand man, laut Auskunft des "Prunners" in Still Nr. 1, riesige uralte Holzteile in größerer Tiefe, ungefähr dort, wo der Bach eine Schlinge macht.
Nach der Lage am Bach ist zu vermuten, dass die Niederungsburg von einem Wassergraben umgeben war, die Burg und die Vorburg waren mit hölzernen Palisaden geschützt.

Der Wohnturm war in Steinbauweise mit einem Gaden in Holzriegelbau ausgeführt. Um den Turm befanden sich vermutlich kleine Ställe für ein paar Pferde und ein Brunnen. In diesem inneren Teil wohnte in Friedenszeiten nur die Familie.

Die Häuser der Vorburg waren ebenfalls in Blockbau, die Fenster waren sehr klein und hatten keine Fensterstöcke, die Dächer waren strohgedeckt. Es waren sogenannte Mittelflurhäuser, der Eingang lag in der Mitte der Langseite. Auf der einen Seite befanden sich Stube und Küche, auf der anderen Speicher, Kammer und/oder Stall. Bewohnt wurden sie von Bauern und Handwerkern wie Schmieden und Töpfern. In der Vorburg waren auch die Obst-, Gemüse- und Kräutergärten angelegt. Im Obstgarten standen außer Apfel- und Birnbäumen der Mode entsprechend auch schon Marillen- und Kirschbäume.

Ein Turnierplatz, der sich meist außerhalb der befestigten Anlage befand, war bei den meisten Burgen vorhanden. In Still zeugt die Überlieferung des Flurnamens Tummelplatz noch von einem solchen.

Gegen 1300 dürfte die Burg abgekommen sein, da Helmhard II., ein Enkel Helmhards von Still/St. Georgen, sich 1291 das letzte Mal Helmhard von Still nennt, danach führt niemand mehr diesen Namen.

Autoren: Irene und Christian Keller, 2010

Die Jörger von Tollet und ihre Zeit. Glaube, Macht und Untergang eines protestantischen Adelsgeschlechtes - Dokumentation zur Sonderausstellung im Schloss Tollet im Zuge der OÖ. Landesausstellung 2010.