Gegenspieler
Ferdinand II.

Ferdinand II. geb. 1578, Kaiser von 1619 - 1637

STANDPUNKT: "Lieber über eine Wüste herrschen, lieber Wasser und Brot genießen, mit Weib und Kind betteln gehen, seinen Leib in Stücke hauen lassen, als die Ketzer dulden"
 

Ferdinand war zweimal verheiratet, in erster Ehe mit Maria Anna, Tochter Herzog Wilhelms von Bayern und in zweiter Ehe mit Prinzessin Eleonore von Mantua.
Nach dem Tod von Matthias wurde Erzherzog Ferdinand Oberhaupt des Hauses Habsburg. Als deutscher Kaiser war er in die Kämpfe des Dreißigjährigen Krieges involviert, an denen Deutschland, Schweden, Frankreich, Dänemark und die Niederlande beteiligt waren. Diese Kämpfe zwischen katholischer Liga und protestantischer Union waren sehr grausam und forderten so viele Todesopfer, dass ganze Landstriche Deutschlands völlig entvölkert wurden.

Beziehung zum Protestantismus
Die ersten Jahre wurde er von seiner Mutter Anna erzogen, die sehr darauf achtete, dass er ein frommer Katholik wurde. Er besuchte auch die von Jesuiten geleitete Universität in Ingolstadt. Der Einfluss der Jesuiten auf den Kaiser blieb auch später groß. Er war nicht nur selbst streng katholisch, sondern fühlte sich auch für das Seelenheil seiner Untertanen verantwortlich.
Bei Antritt seiner Regierung übernahmen die protestantischen Stände, wie schon vor der Machtergreifung von Matthias, wieder die Zwischenherrschaft im Land ob der Enns und setzten einen protestantischen Landeshauptmann ein. Sie verweigerten Ferdinand auch die Erbhuldigung, solange er ihre Freiheiten, besonders im religiösen Bereich, nicht anerkennen wollte. Auch verhandelten sie mit den aufständischen Böhmen. In dieser bedrängten Lage suchte Ferdinand, der inzwischen zum deutschen Kaiser gekrönt worden war, nach einem Verbündeten. Er fand ihn in Maximilian von Bayern und der katholischen Liga. Für die Niederschlagung des Aufstandes der protestantischen Landstände musste er aber das Land ob der Enns zwischen 1620 und 1628 als Pfand an Maximilian von Bayern geben.

Dieser fiel mit seinem Passauer Kriegsvolk in Oberösterreich ein, und beendete den Adelsaufstand. Die Stände mussten dem Herzog von Bayern huldigen.
Nun wurde auch in Österreich die Gegenreformation mit voller Härte durchgesetzt. Viele protestantische Adelige mussten Österreich verlassen. 1624 wurde unter Führung des Statthalters Adam Graf Herberstorff eine Reformationskommission eingesetzt, protestantische Schulmeister und Prediger wurden ausgewiesen, der Besuch unkatholischer Schulen und Universitäten und selbst der Besitz protestantischer Bücher wurden verboten.

Bis 1626 sollten alle Bewohner Oberösterreichs zum katholischen Glauben übergetreten sein, ansonsten mussten sie auswandern.  Dies alles und ganz besonders die Verpfändung ihrer Heimat rief bei den zum größten Teil protestantischen Bauern tiefe Erbitterung hervor. Als Herberstorff 1625 beim „Frankenburger Würfelspiel“ 17 angebliche Aufständische hängen ließ, eskalierte der Konflikt. 1626 brach der große Bauernkrieg aus, der viele Todesopfer auf beiden Seiten forderte. Trotz mancher Siege sollten die Bauern schließlich doch verlieren. Die Gegenreformation wurde nun endgültig durchgeführt, viele evangelische Adelige aber auch viele Bauern mussten das Land ob der Enns verlassen.

Beziehung zu den Jörgern
Unter Ferdinand fand das Geschlecht der Jörger seinen Untergang. Sie stellten sich offen gegen den Kaiser.
Hans Jörger wurde des Hochverrates angeklagt, weil er unter anderem die mährischen Stände zum Aufstand gerufen und Ferdinand die Huldigung verweigert hatte. Er verlor fast alle seine Güter, unter ihnen Schloss Tollet.
Helmhard Jörger befand sich unter den 16 protestantischen Herren, die in die Hofburg eindrangen, um von Ferdinand Zugeständnisse zu erpressen. Später verweigerte er ihm die Huldigung. Er wurde aufgefordert das Land zu verlassen und ging schließlich verursacht durch den Einzug vieler Güter in Konkurs. Die Emigration allerdings konnte er bis zu seinem Tod 1631 hinauszögern.

Karl Jörger war einer der Führer der Adelsrevolte gegen Ferdinand. Er starb 1623 nach der Folter in der Festung Oberhaus bei Passau, wohin man ihn nach seiner Gefangennahme gebracht hatte.

Autoren: Irene und Christian Keller, 2010

Die Jörger von Tollet und ihre Zeit. Glaube, Macht und Untergang eines protestantischen Adelsgeschlechtes - Dokumentation zur Sonderausstellung im Schloss Tollet im Zuge der OÖ. Landesausstellung 2010.