Die Jörger
Helmhard Jörger IX. (1572 - 1631)

STANDPUNKT: "Keinem Hofdekret soll mehr Gehorsam geleistet werden."

Er war ein Sohn Wolfgang V. Jörger, der Pfandinhaber von Schloss Starhemberg bei Haag war und Urenkel Wolfgang IV. und Dorotheas.

Besitz und Ämter
Helmhard IX. wurde auf Schloss Starhemberg bei Haag geboren und verbrachte dort seine Kindheit. Wie viele andere Jörger studierte er in Deutschland und Italien. 1592 trat er in den Regimentsrat ein. Damals wollten ihn noch beide rivalisierende Habsburgerbrüder, Rudolf II. und Matthias, auf ihre Seite ziehen, so ernannte ihn Kaiser Rudolf zu seinem Kämmerer, Erzherzog Matthias zu seinem Vorschneider. Verheiratet war er mit Maria Magdalena von Polheim und in zweiter Ehe mit Anna Maria Khevenhüller. Er übernahm bei Kaiser Rudolf 1606 das Amt des Hofkammerpräsidenten, eines der höchsten Ämter im Staat.
Durch Erbe und zwei Heiraten erwarb er ein riesiges Vermögen, er war einer der reichsten Adeligen im Land, auch in Niederösterreich hatte er Besitzungen. Dort gehörte ihm  z. B. die Herrschaften Kroisbach und Walpersdorf und er war in Heinrichschlag und Hernals begütert. Hernals wurde für ihn besonders wichtig, um den Protestantismus fördern zu können.
Im Land ob der Enns besaß er die Schlösser Erlach, Köppach, Lustenfels und Steyregg. Besonders Steyregg baute er zu einem Prunkschloss aus. Doch sein Schicksal sollte sich wenden.

Rebellion und Landesverweis
Als Kaiser Ferdinand II. nach dem gemäßigten Matthias den Thron besteigen wollte, leisteten die Stände Widerstand. Helmhard unterstütze von seinen Gütern aus den Vormarsch der Böhmen und drang 1619 mit 16 protestantischen Adeligen in die Hofburg ein, um vom Kaiser Zugeständnisse zu erpressen. Auch seine schriftlichen „Ratschläge“ gegen die Absichten der Habsburger wurden bekannt, so sollte man unter anderem keinem Hofdekret mehr Gehorsam leisten, sich der Stadt Laa bemächtigen und die katholischen Bürger "abschaffen", das halbe Geld aus der Kasse der katholischen Stände verlangen usw.
Dennoch wurde vorerst nichts gegen ihn unternommen, erst als er dem Kaiser die Huldigung nur zum Teil erwies, wurde er 1621 verhaftet und nach Linz gebracht, wo nun auch Anschuldigungen wegen Besetzung des Linzer Schlosses und eines Passes in Böhmen erhoben wurden. Er wurde in Linz in strenger Haft hinter doppelten Türen und mit Schildwachen in und vor der Zelle gefangen gehalten. Nach drei Jahren Arrest verzichtete er schließlich auf jede Rechtfertigung, seine Frau warf sich dem Kaiser zu Füßen und bat um Gnade. Er verblieb aber noch ein weiteres Jahr in Internierung. Nachdem er nach seiner Freilassung noch ein Bittgesuch an den Kaiser geschickt hatte, erlangte er 1625 ein Pardonierungsdekret, in dem zwar betont wird, er habe das Verbrechen der Majestätsbeleidigung begangen, Leib und Leben sollten ihm dennoch bleiben, seine Güter sollten jedoch eingezogen werden. So verlor Helmhard alle niederösterreichischen Herrschaften. Trotzdem blieb er in der Ständepolitik und es gab auch Gerüchte, er habe die Bauern im Bauernkrieg 1626 unterstützt.
Seit dem Güterentzug verfolgten Helmhard aber viele Sorgen. Er war in große Schulden geraten und musste ständig versuchen die Krida hinauszuzögern. Auch hing der Befehl zur Emigration, der am 15. März 1628 erteilt worden war, wie ein Damoklesschwert über ihm. Binnen drei Monaten hätte er auswandern sollen, doch durch immer neue Prozesse wegen seiner Zahlungsunfähigkeit konnte er den Auswanderungstermin immer wieder verschieben. Noch ein Schicksalsschlag hatte ihn getroffen, sein einziger Sohn, Wolf Ludwig, fiel bei einem Duell in Linz. Am 1. Jänner 1631 starb Helmhard verarmt und durch den Verlust seiner Stammgüter entwurzelt, als der letzte dieses Zweiges der Jörger.

Autoren: Irene und Christian Keller, 2010

Die Jörger von Tollet und ihre Zeit. Glaube, Macht und Untergang eines protestantischen Adelsgeschlechtes - Dokumentation zur Sonderausstellung im Schloss Tollet im Zuge der OÖ. Landesausstellung 2010.