Die Stände

STANDPUNKT: "Nichts über uns ohne uns"

Die Stände waren vom Adel gegründet worden, um den Landesherren nicht alleine über die Belange des Landes entscheiden und bestimmen zu lassen. Zu dem Stand der Adeligen, bestehend aus Herren und Rittern, kam am Anfang des 15. Jahrhunderts der Prälatenstand und die Vertreter der landesfürstlichen Städte dazu.

Die Macht der Stände stieg mit der Zeit immer mehr, weil die Herrscher auf ihre Finanzhilfe angewiesen waren. Für die Finanzierung z. B. von Kriegen handelten sich die Stände aber Privilegien aus, die wiederum die Macht des Herrschers einschränkten. Vertraten Herrscher und Stände ähnliche Interessen, gab es kaum Probleme, doch mit dem Bekenntnis zum protestantischen Glauben gerieten die Stände immer mehr in Konflikt mit den katholischen Herrschern. Auch die Frage der Selbstständigkeit des Landes ob der Enns war immer wieder ein Streitpunkt.

Besonders wegen der Türkengefahr waren die Landesfürsten auf die Unterstützung durch die Stände angewiesen. So konnten diese über lange Zeit immer wieder religiöse Zugeständnisse von den Landesherren erpressen. Man verweigerte den Herrschern z. B. die Huldigung, bis sie Privilegien bestätigten.

Als Ferdinand II., der "lieber über eine Wüste herrschen, als ein Land von Ketzern dulden" wollte, den Ständen diese Privilegien verweigerte, wurde der Konflikt sogar mit Waffengewalt ausgetragen, es kam zu einem Aufstand der Adeligen. Beim Einfall des Passauer Kriegsvolkes, das 1620 von Maximilian von Bayern gesandt worden war, wurden sie jedoch fast kampflos besiegt. Deshalb mussten sie in Linz Kaiser Ferdinand und Maximilian von Bayern huldigen, an den das Land ob der Enns als Gegenleistung für seine Hilfe verpfändet worden war.

Autoren: Irene und Christian Keller, 2010

Die Jörger von Tollet und ihre Zeit. Glaube, Macht und Untergang eines protestantischen Adelsgeschlechtes - Dokumentation zur Sonderausstellung im Schloss Tollet im Zuge der OÖ. Landesausstellung 2010.