Der Erdstall oberhalb der Schlierleiten, bei der Hohetsmühle in Stein 3, war schon seit 1913, als ein Pferd in ihn eingebrochen war, bekannt. 1933 hatte man ihn erneut angeschnitten. Als man 1981 dort Schlier zum Befestigen des Bahndammes abbaute, stieß man wieder auf den Erdstall. Franz Wiesinger, der Besitzer des Grundstückes, und der Baggerfahrer drangen in die Gänge ein und konnte noch einige Scherben aus dem Erdstall retten. Dr. Reitinger vom Landesmuseum kam und besichtigte die Gänge. Es wurden viele Fotos und ein kurzer Film angefertigt und Skizzen des Erdstalles erstellt. Die Anlage war aber durch den Bagger schon so zerstört, dass sie nicht mehr erhalten werden konnte.
Ein Lehrer, der damals den Erdstall betrat, beschreibt seine Eindrücke folgendermaßen:
"Geht man durch die Gänge von ca. 30 m Länge, erfüllt einen merkwürdigerweise keine Platzangst, sondern eher das Gefühl der Sicherheit, das von der soliden Ausführung des gehöhlten Bauwerkes ausgeht. Wände und Boden wirken warm und weich, die spitzbogenartige Wölbung der Decke gibt jedoch Sicherheit wie ein steinernes Tragwerk. Die waagrechten Formationen des Schliers fangen den mächtigen Druck der Erdschichten ab und leiten ihn seitlich weiter."
Der Hauptgang des Erdstalles war spitzbogenförmig gewölbt, der Raum am Eingang 1 war 20 bis 1, 30 hoch und 0, 90 breit, an einigen Stellen befanden sich Nischen. Jeweils in weitere Gangabschnitte, die höher oder tiefer lagen, gelangte man durch enge Schlupfe mit Stufen, die entweder steil nach oben oder steil nach unten führten. Den zweiten dieser Schlupfe konnte man von oben mit einem Mahlstein verschließen. Durch die Gänge auf verschiedenem Höhenniveau gelangte man in einen Raum mit ca. 1,70 Höhe, der dadurch entstand, dass die spitzbogenförmig gewölbten Gänge10 Meter im Kreis verliefen. In der Mitte war ein Schlierpfeiler von drei bis vier Metern im Durchmesser. Um den Pfeiler lief eine Schlierbank, auf der man verkohlte Holzreste fand.
Auch dieser Erdstall hatte einen Bauhilfsschacht, der nur lose verfüllt war.
Im Erdstall fand man außer den Asche- und Holzkohleresten zahlreiche Keramikscherben und Bruchstücke eines Mahlsteines. Die meisten Scherben (Hausruckware, schwarze Scherben und Rädchenkeramik) stammen aus der Zeit zwischen 1300 und 1400.
Autoren: Irene und Christian Keller, 2010
Die Jörger von Tollet und ihre Zeit. Glaube, Macht und Untergang eines protestantischen Adelsgeschlechtes - Dokumentation zur Sonderausstellung im Schloss Tollet im Zuge der OÖ. Landesausstellung 2010.