Baugeschichte
des Schlosses

Um 1170 bewohnte Ortolf von Tollet den Sitz Tollet. Es war vielleicht eine Hangspornanlage auf halber Höhe des Berges. Vermutlich stand dort ein hölzerner Wohnturm von Gebück und Palisaden geschützt und vielleicht von zwei Seiten durch Gräben gesichert.
Um 1330 wurde Tollet von Dietmar dem Lerbichler zu einer wehrhaften Burg ausgebaut. Er dürfte eine gemauerte Burganlage mit Gebäuden über zwei Stock hoch, einer Mauer mit Zinnen, einem Wehrgang und einem Graben errichtet haben.
Um 1337 heiratete Helmhard IV. zu St. Georgen Diemut von Lerbichl, Tollet kam in den Besitz der Jörger.
1420 soll das Schloss durch den Bau von Nebengebäuden erweitert worden sein. Der Graben soll dabei um die ganze Anlage, die nun aus Burg und Vorburg bestand, gezogen worden sein.
1544 heißt es über die Schlosskapelle „Kapelle vom Schlosse Tollet in bemelter Grieskirchener Pfarre ist mit Gebäu ziemlich gezieret, aber nit wissentlich, ob etwas besunderes darin gestiftet sei“
1566 gab Sebastian Jörger den Brunnen in Auftrag, die Brunnentiefe beträgt ca. 40 Meter.
1601 bis 1611 Hans Jörger trug den fast 300 Jahre alten Hausstock ab und errichtete eine Anlage in der Form eines Vierkanthofes, der von Wehranlagen umgeben war.
1710 bis 1722 ließ Franz Ferdinand von Sprinzenstein das Schloss renovieren und erweitern.
1727 wurde der Turm erhöht und mit einem Turmgang und einer Kuppel versehen.
1738 weihte man die Kapelle als Marienkapelle.
1739 wurde der äußere Hof der Burg durch Franz Josef von Sprinzenstein verschönert.
Um 1840 füllte man den äußeren Burggraben zum Teil auf.
1868 begann Graf Friedrich Revertera den großen Umbau. Die Schlosskapelle erhielt ihr heutiges Aussehen, statt des barocken Altares wurde ein Marienaltar aus weißem Marmor aufgestellt. Das Dach ließ er mit Schiefer decken und baulich umformen, der Turm bekam eine „welsche“ Turmkappe und wurde aufgestockt. Über dem Brunnen brachte man ein Gestänge an, das man anderen Gittern im Innenhof anglich.
1869 wurde der Laufpferdestall nach englischem Muster gebaut, der heute noch zu sehen ist.
1888 ließ man alle Nebengebäude, die zum Teil noch seit 1420 standen, abreißen. Dort, wo die Ringmauer Türmchen gehabt hatte, blieb nach dem Abbruch ein runder Platz, der mit Bänken versehen wurde und die Bezeichnung Freundschaftsplatz erhielt.
1905 teilte man die hofseitigen Räume so ab, dass ein Gang entstand und man von den Zimmern nicht mehr direkt in den Hof gelangen konnte.
Zwischen 1870 und 1920 war an der Südseite eine Vorlaube angebaut.
2003 bis 2008 wurde das Schloss durch die AREV generalsaniert.

Autoren: Irene und Christian Keller, 2010

Die Jörger von Tollet und ihre Zeit. Glaube, Macht und Untergang eines protestantischen Adelsgeschlechtes - Dokumentation zur Sonderausstellung im Schloss Tollet im Zuge der OÖ. Landesausstellung 2010.