Rudolf II. geb. 1552, Kaiser von 1576 - 1612, gab die Regierung über Ungarn, Mähren und Österreich ob der Enns 1608 an seinen Bruder Matthias ab
STANDPUNKT: "Die Prädikanten sind abzuschaffen, die Kirchen zurückzugeben und in allen landesfürstlichen Städten, Märkten, Orten, Pfandschaften und bei den Bauern auf dem Lande soll man nur die katholische Religion gelten lassen."
Er war ein Sohn Maximilian II. und blieb unverheiratet. Ab 1578 litt er an einer langsam fortschreitenden Geisteskrankheit, vermutlich an Schizophrenie.
Für Kunst und Wissenschaft aufgeschlossen und hochgebildet war er aber politisch unfähig. Er verlegte seinen Regierungssitz von Wien nach Prag, meist hielt er sich in der Prager Burg auf, wo er sich mit Alchemie, Astrologie und Sammeln von Kunstschätzen beschäftigte. Seinem Bruder Ernst übertrug er die Statthalterschaft über Ober- und Niederösterreich, ab 1593 übernahm diese Erzherzog Matthias.
Mit Matthias kam es zum "Bruderzwist im Hause Habsburg". Mit Unterstützung der anderen Brüder wurde Matthias nach geheimen Verhandlungen 1607 zum Oberhaupt des Hauses Habsburg ernannt. Kaiser Rudolf wurde 1608 gezwungen Österreich, Ungarn und Mähren an Matthias abzutreten.
Beziehung zum Protestantismus
Zu seiner Zeit war die katholische Religion im Land ob der Enns auf ihrem Tiefpunkt angelangt. Rudolf versuchte zuerst eine Stärkung und Erneuerung des Katholizismus. Als er jedoch die Pfarren rekatholisieren wollte, stieß er auf heftigen Widerstand der Bauern und der Adeligen.
1592 wurde mit Freiherrn Hans Jakob Löbl von Greinburg erstmals wieder ein Katholik zum Landeshauptmann bestellt. Der Auslöser für die eigentliche Gegenreformation war der zweite Bauernaufstand (1595 - 1597), der im oberen Mühlviertel begann. Es kam zu Kämpfen bei Neumarkt und Versammlungen in Grieskirchen. Die Bauern forderten unter anderem Religionsfreiheit. Unter dem katholischen Landeshauptmann kam es zu Strafexpeditionen, bei denen viele Bauern getötet wurden, auch in Grieskirchen gab es eine Hinrichtung des Bauernführers Matthias Röll auf dem Galgenfeld.
Am 12. August 1597 kam der kaiserliche Befehl zu einer katholischen Generalreformation. Löbl zog mit einer Kommission durch das Land, um die katholische Religion durchzusetzen. Man fand aber nur wenig geeignete Geistliche, die man für die lutherischen Prediger einsetzen konnte und die Bevölkerung leistete entschlossen Widerstand. Schließlich musste der Adel soweit nachgeben, dass nur mehr in Schlosskapellen lutherische Prädikanten Messen abhielten. Diese Kapellen hatten nun regen Zulauf durch die Bevölkerung. Doch der Widerstand der evangelischen Stände wuchs, man verweigerte die Türkensteuer, die Regierung wehrte sich mit Einquartierung fremder Truppen. Immer wieder kam es auch zu Gewalttaten, einige katholische Priester wurden ermordet.
Beziehung zu den Jörgern
Mit dem Befehl zur Generalreformation begann der offene Kampf der Jörger gegen Rudolf. Sie wähnten sich sicher, hatten sie doch Kirchen und Pfarren bisher dem neuen Glauben geöffnet, dem Kaiser Geld geliehen und gehörten sie doch den mächtigen Ständen an. Hans Jörger leistete passiven Widerstand gegen Befehle des Kaisers durch Verschleppung und Missachtung. Die Jörger ließen die Bewohner ihrer Besitzungen in ihren Privatkirchen evangelische Messen hören und errichteten sogar neue, evangelische Gotteshäuser.
Dennoch warb Rudolf vorerst noch um die Gunst der mächtigen Jörger, Helmhard IX. machte er zu seinem Kämmerer und dann zum Hofkammerpräsidenten.
Autoren: Irene und Christian Keller, 2010
Die Jörger von Tollet und ihre Zeit. Glaube, Macht und Untergang eines protestantischen Adelsgeschlechtes - Dokumentation zur Sonderausstellung im Schloss Tollet im Zuge der OÖ. Landesausstellung 2010.