Als Helmhard von Still sich vor 1255 in St. Georgen ansiedelte und zu Helmhard von St. Georgen wurde, fand er schon einen kleinen Sitz, den er von den Starhembergern zu Lehen bekommen hatte, vor. Um diesen standen einige Häuser und eine kleine Kirche. Die Kirche und der Meierhof waren Lehen vom Hochstift Passau.
Helmhard stand in Lehensverhältnis zu den Steinbach-Starhembergern und genoss, wie man aus den Urkunden ersehen kann, hohes Ansehen. Er wird "miles meus" (mein Ritter) und sogar "dominus" (Herr) genannt. Vermutlich erweiterte er die Georgskapelle als Steinbau. Dafür spricht, dass der untere Teil der heutigen Kirche in romanischem Stil erbaut ist und aus der Zeit um 1250 stammen dürfte.
Helmhard bewohnte vermutlich den hölzernen Turm, der der älteste Teil der Anlage gewesen sein dürfte. Helmhards Nachkommen blieben vorerst am Stammsitz St. Georgen, vielleicht baute einer seiner beiden Söhne den gemauerten Stock bei der Kirche. Ein Enkel Helmhards, Helmhard II., wird 1291 nochmals den alten Namen von Still führen, dann verschwindet diese Bezeichnung für immer.
1357 wird die Schlosskapelle St. Georgen zur Pfarrkirche erhoben, zuerst war sie eine Filialkirche von Hofkirchen gewesen. Die Jörger hatten schon länger den Wunsch nach einer eigenen Kirche, mit dem Recht in dieser auch begraben zu werden, gehabt.
Das Gebiet der neuen Pfarre war sehr klein und umschloss nur den Burgfried und den Pfarrhof. Jeweils der älteste Jörger hatte Vogtei und Patronat über die Kirche. Damals wurde auch die kleine Kapelle erweitert, sie diente nun als Altarhaus, ein neuer Chor wurde im Westen angefügt. Der Bau war aber noch wesentlich niedriger als heute.
1380 gehörten zum Sitz zwei Höfe im Dorf selbst, vier Huben zu Steindlberg, ein Hof, zwei Mühlen, drei Huben und 18 Hofstätten in Hofkirchen, zwei Teile auf dem Hof zu Brunnberg und eine Hube zu Bergham, Pistorf und Walding.
Als um 1560 die nächste Vergrößerung der Kirche nötig war, existierte die Burg St. Georgen schon nicht mehr als Wohnstätte der Jörger. Der Name des Stammsitzes wurde jedoch zum Geschlechternamen.
Die ehemalige Burganlage gehörte zuletzt den Jörgern von Roith, als dieser Zweig der Familie ausstarb, kämpfte Sebastian um 1570 noch um den Besitz seines Stammsitzes. Sein Sohn erlaubte einem Bauern auf dem Burghügel einen Bauernhof zu errichten, dann ging der Burgstall St. Georgen um 1600 jedoch endgültig verloren.
Autoren: Irene und Christian Keller, 2010
Die Jörger von Tollet und ihre Zeit. Glaube, Macht und Untergang eines protestantischen Adelsgeschlechtes - Dokumentation zur Sonderausstellung im Schloss Tollet im Zuge der OÖ. Landesausstellung 2010.