STANDPUNKT: "Zum anderen befehle ich meinen lieben Kindern fest bey dem Evangelio zu bleiben und dasselbige zu fördern und mehren von ganzem Herzen, unter sich selbst und bey ihren Leutlein."
Sie war die Tochter Hans Ramings, des kaiserlichen Burghauptmannes zu Bruneck in Tirol. Wolfgang und Dorothea hatten sechs Kinder, die Töchter Amalia, Katharina und Benigna und die Söhne Christoph II., Hillebrand II. und Hans IV.. Als Wolfgang 1524 starb, dürfte Dorothea 47 Jahre alt gewesen sein. Die Witwe verzichtete auf eine weitere Heirat und widmete sich ganz ihren Kindern und der Vermehrung des Besitzes. Dies war nötig geworden, da Wolfgang ohne Testament gestorben war und Dorothea Angst hatte, durch die Erbteilung würden Streitigkeiten unter ihren Kindern, die zu dieser Zeit alle noch in Tollet wohnten, entstehen. Sie verbrachte einen Teil ihrer Witwenzeit auf Schloss Köppach in der Pfarre Atzbach.
Dorothea legte den Grundstein für die religiöse Überzeugung der Jörger. Die großteils sehr gebildeten, belesenen und bibelfesten Jörger verfolgten schon längere Zeit die Verfallserscheinungen des katholischen Glaubens. Auch der lang andauernde Vogteistreit (siehe Blütezeit der Reformation), der keine geregelte Seelsorge möglich machte, bereitete den Boden für die neue Lehre. Wolfgang und Dorotheas Sohn Christoph II. wurde zwei Jahre vor Wolfgangs Tod an den sächsischen Hof entsandt und ließ sich „aus biblischer Schrift durch Gottes Werkzeug, den gottseligen Martin Luther erleuchten.“ Heimgekehrt wollte Christoph die Lehre in Österreich verbreiten und auch Dorothea begeisterte sich für den neuen Glauben. Bald trat sie wie ihr Sohn Christoph mit Luther in Briefkontakt und bat ihn um die Entsendung eines Predigers. Luther kam ihrem Wunsch nach und schickte Michael Stifel als ersten Prädikanten nach Oberösterreich. Doch nicht nur in religiösen Dingen sollte Luther zum Berater Dorotheas werden, oft tröstete er sie, wenn sie ihm ihr Leid über die Uneinigkeit ihrer Söhne klagte. Luther wiederum erzählt über die Schwierigkeiten bei der Verbreitung der neuen Lehre, aber auch viel Persönliches erfährt man über den Reformator. Dorothea unterstützte ihn, schickte seiner Frau Katharina Bora Geld und Süßigkeiten, spendete Geld für arme Gesellen, die die Schrift studieren wollten. Noch in ihrem Testament legte sie ihren Nachkommen das Festhalten an Luthers Lehre ans Herz- ein Wunsch, dem die späteren Jörger nachkommen sollten, manche so sehr, dass sie dafür ihre Güter, ihren Reichtum und ihre Heimat opferten.
Dorotheas Söhne bereiteten ihr wegen ihrer Uneinigkeit viele Sorgen. Die Erbteilung führte zu Konflikten, die Verhandlungen dauerten acht Jahre. Das Leben war auch sehr beengt, so musste sich Dorothea ihren Hausstand zeitweise mit zwei Söhnen und ihren Familien teilen.
Selbst noch in ihrem Testament bittet Dorothea ihre Söhne um Einigkeit, das Gut sei nicht so klein, meint sie, dass es nicht für alle reiche, wenn sie einig blieben. Dorothea starb am 4. Juni 1556 in ihrem Schloss Köppach und wurde in der Kirche von St. Georgen begraben.
Autoren: Irene und Christian Keller, 2010
Die Jörger von Tollet und ihre Zeit. Glaube, Macht und Untergang eines protestantischen Adelsgeschlechtes - Dokumentation zur Sonderausstellung im Schloss Tollet im Zuge der OÖ. Landesausstellung 2010.