Einleitung

Die Ausstellung Schande, Folter, Hinrichtung im OÖ. Landesmuseum Linz wird in Freistadt durch eine Variante bereichert, die das ursprünglich gestellte Thema ergänzen soll. Die Fragestellung lautet hier: Wie wird Gerichtsbarkeit und Rechtsprechung auf Heiligenbildern dargestellt und vermittelt? Wie haben sich die Künstler mit dieser Thematik beschäftigt? Die Ausstellung in Freistadt verlässt daher jenen wissenschaftlich gesicherten Bereich der Rechtsgeschichte und blickt auf die Ikonografie, auf die Darstellung von "Folter, Schande und Hinrichtung", und auf die volkstümliche Wiedergabe christlicher Heiliger.

Als Grundlage wurden acht christliche Märtyrer ausgewählt, die sich sowohl im Mühlviertel als auch in Südböhmen großer Beliebtheit erfreut haben. Maßgeblich dafür war die Verteilung der Patrozinien in den einzelnen Pfarreien. Dabei konnte auch festgestellt werden, dass Heilige zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich beliebt waren, ihre Verehrung unterlag gewissen Modeströmungen. So wissen wir, dass der Heilige Nepomuk in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts gerade im südböhmischen Raum und im anschließenden Grenzbereich enorme Beliebtheit erlangt hat.

Die in der Ausstellung vorgestellten Märtyrer sind durchwegs frühchristliche Heilige, die unter der Römerherrschaft umgekommen sind. Die Sterbejahre erstrecken sich von 36 n. Chr. (Stephanus) bis spätestens 307 n. Chr. (Katharina, Barbara, Margarete), wobei die Datierungen aus dieser Zeit eher ungenau sind. In diesem Zeitraum hat römisches Recht gegolten. Die Christen standen zum römischen Staat in mehrfachen Gegensatz. Insbesondere verbat ihr Glaube an den einen Gott die Teilnahme an den Staatsopfern und am sogenannte Kaiserkult. Den Römern erschien dies als Ablehnung des Staates und als Gefahr für die geltende Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung. Die Christen verstießen durch ihre religiöse Haltung gegen diese Gesetzte, die die Majestätsbeleidigung, Zauberei, Einführung neuer Kulte und das Sakrileg unter Strafe stellten.

Autor: Fritz Fellner

Schande, Folter, Hinrichtung. Rechtsprechung und Strafvollzug in Oberösterreich. Ausstellung der OÖ. Landesmuseen im Schlossmuseum Linz und Mühlviertler Schlossmuseum Freistadt vom 8. Juni bis 2. November 2011.