Der Tatort
Heute muss die Exekutive drei goldene Regeln beim Betreten eines Tatortes einhalten:
1) Spuren sichern
2) Gefahren abwehren
3) Überblick gewinnen.
Und es sind uns, vor allem von Krimis vermittelt, verschiedene Arten von Spuren bekannt: Blut, DNA, Zigarettenstummel und andere. Spurensuche und Laborauswertung gehen Hand in Hand. In historischer Zeit mussten weit einfachere Mittel reichen. Im Beweisverfahren maßgeblich war der Augenschein eines Tatortes. Tatwaffen und einfache Beweismittel (z. B. Haare), die Dokumentation der Todesursache durch den Arzt und Zeugenaussagen. Hans Gross (1847–1915), der ein Handbuch für Untersuchungsrichter verfasste, empfahl zudem auch das Mitbringen von Süßigkeiten, sollten Kinder befragt werden müssen.
"Ein Tatort ist jeder Ort, an dem sich kriminalistisch relevante oder gerichtlich strafbare Handlungen ereignet haben. Der Tatort beschränkt sich nicht nur auf einen Ort des Ereignisses, sondern auch auf jene Bereiche, in welchen vor oder nach der Tat relevante Handlungen stattgefunden haben."
Aus: Richtlinien für die Tatortarbeit, 2010
Der Unterschied von Indizien und Beweisen
Heute versteht man unter Indizien Beweisanzeichen, quasi eine Vorstufe echter Beweise. Eindeutige Beweise die die sichere Anwesenheit eines Verdächtigen am Tatort belegen, sind Finger-, Handflächen- oder Ohrenabdrücke. Blut- und DNA-Spuren gelten hingegen als Indizien mit starker Beweiskraft. Da diese rein theoretisch auch von Fremdpersonen hinterlegt werden können, sind sie lediglich Indizien und keine Beweise. In historischer Zeit war die Beweislage eine andere: mindestens zwei Zeugen und eine freiwilliges oder erzwungenes Geständnis (Folter) galten als Beweis.
Was sind Spuren?
In einem in mehreren Stufen erfolgten "Auswertungsangriff" werden Spuren gesucht, festgehalten und ausgewertet.
Man unterscheidet verschiedene Arten von Spuren:
Situationsspuren | Mit ihrer Hilfe kann man feststellen, wo sich die handelnden Personen eines Tatortes aufgehalten haben, z.B. Blutspuren (Form, Größe, Verlauf), Schuhabdrücke auf Boden oder Fensterbrettern, gewaltsam geöffnete Fenster oder Türen, aber auch technische Hinweise auf den Zeitpunkt einer Tat (Uhren, Ladenkassen etc.) | Verborgene Spuren | Mit Hilfe einer Ultraviolettlampe können Staub, Haare und Pflanzenspuren sichtbar gemacht werden. | Fingierte Spuren | Manchmal versucht ein Täter falsche Spuren zu legen, um die Ermittler in die Irre zu führen. Das sind zum Beispiel falsche Abschiedsbriefe, verwüstete Wohnungen, vorgetäuschte Einbrüche oder Ähnliches. |
Wie werden Spuren gesichert?
- Beschreiben
- Messen
- Zeichnen
- Fotografieren
- Sichern (im Original)
- Abformen
- Folienabzug
- Probeentnahme
Für die Bergung von Fingerabdrücken sind Material und Beschaffenheit von Oberflächen entscheidend, die der Täter berührt hat. Auf glatten Flächen ist ein Abdruck anders abzunehmen als auf einer rauen, saugfähigen oder unebenen Fläche. Auch die Wahl des Fingerabdruck-Papiers muss sorgfältig erfolgen. So verfügt der Ermittler heute über undurchsichtiges, weißes und schwarzes Papier. Mit eigenen Pinseln und Magnetpulvern werden die Spuren schließlich sichtbar gemacht. Heute ist es sogar möglich, Fingerabdrücke, die auf Leichen hinterlassen wurden, abzunehmen.
Mithilfe von Fotografie oder einem Fingerabdruckverfahren können Täter, die Namen oder Identität gewechselt haben, eindeutig überführt werden.
Jeder Fingerabdruck ist durch seine unterschiedlichen Schlingenmuster einmalig (das gilt auch für eineiige Zwillinge).
1905 wurde der Fingerabdruck erstmals als Beweismittel in England zugelassen und von dort über Europa in die ganze Welt verbreitet.
Heute werden auch Zehen, Handflächen, Fußflächen- und Ohren-abdrücke untersucht und in elektronischen Systemen erfasst.
Autorin: Ute Streitt
Schande, Folter, Hinrichtung. Rechtsprechung und Strafvollzug in Oberösterreich. Ausstellung der OÖ. Landesmuseen im Schlossmuseum Linz und Mühlviertler Schlossmuseum Freistadt vom 8. Juni bis 2. November 2011.