Die Bilder der Heiligenlegenden stellen kaum das Martyrium dar, sondern reduzieren die Qualen auf die Beigabe von Attributen, die die Folterinstrumente sein können (z. B. Messer, Rost, Richtrad oder Schwert). Oder man fügt Attribute hinzu, die völlig ohne Bezug zur Marter stehen. So hat die Heilige Agnes ein Lamm als Attribut. Als man nämlich Agnes auf dem Scheiterhaufen verbrennen wollte, wich selbst das Feuer vor ihr zurück. Schließlich enthauptete sie ein römischer Soldat mit dem Schwert in der Art, wie man Lämmer tötet. Daher erscheint in Brauchtum und Ikonografie die heilige Agnes oft in Verbindung mit einem Lamm (lat. agnus).
Märtyrer werden unter anderem mit einer Märtyrerpalme dargestellt. Der Palmzweig bedeutet den Sieg über alles Weltliche durch das Martyrium, bei jungfräulichen Märtyrinnen den doppelten Sieg über „das Fleisch“ und das Weltliche.
Die Märtyrerdarstellungen auf den katholischen Bildern lassen sich überblicksmäßig in drei Kategorien einteilen:
a) Gefangennahme
b) Folter
c) Hinrichtung
Diesen drei Gruppen können auch eindeutig die Attribute zugewiesen werden, wobei teilweise die Folter auch gleichzeitig die Hinrichtung ist und keine eindeutigen Grenzen gezogen werden kann. Attribut für die Gefangennahme ist z. B. die Kette, mit der die Heiligen Amandus von Maastricht, Balbina, Leonhard von Noblat, Medericus (Merry), Venantius von Camerino , Theodoros von Tabenisi und Johannes von Matha dargestellt werden. Genauer kann man dann die Heiligen erkennen, wenn die Ketten gewisse Eigenschaften aufweisen: wenn etwa die Kette um den Hals oder an den Händen befestigt ist, oder wenn die Kette zerbrochen ist. Auch ein Strick um den Hals könnte wie beim Hl. Andreas die Gefangennahme darstellen, da die Hinrichtung auf dem schräggestellten Kreuz stattgefunden hat. Beim Hl. Koloman ist der Strick eindeutig ein Instrument der Hinrichtung.
Attribute, die auf eine Folterung hinweisen gibt es viele. Geißelung und Auspeitschen (Geißelsäule, Peitsche, Geißel), Folter durch Feuer (Bratrost, Kessel, glühender Dreifuß, glühende Kohlen), oder Folter durch Körperbeschädigung (Bohrer, Nadel, Nägel, Pfeile, Säge, Hacke). Die Darstellung oder der Hinweis auf die Hinrichtung (Enthauptung, Scheiterhaufen, Verbrennung, Kreuzigung, Galgen, Schwert, Dolch, Pfeile, Mühlstein) ist meist eindeutig und unverwechselbar.
Autor: Fritz Fellner
Schande, Folter, Hinrichtung. Rechtsprechung und Strafvollzug in Oberösterreich. Ausstellung der OÖ. Landesmuseen im Schlossmuseum Linz und Mühlviertler Schlossmuseum Freistadt vom 8. Juni bis 2. November 2011.