Der Zusammenhang zwischen Gefangennahme, Folter und Bestrafung ist in den Heiligenlegenden nicht linear. Diese drei "Rechtsmaßnahmen" werden scheinbar willkürlich angewendet. Eine Verurteilung erfolgt nicht auf Grund einer eindeutigen Rechtsgrundlage, sondern entspringt oft der Willkür eines Herrschers oder Machthabers. Auch der aufgebrachte Pöbel, das gewöhnliche Volk, setzt oft diese Schritte.
Allein das römische Recht mit den Bestimmungen über den "Kaiserkult" gaben eine gewisse Rechtsgrundlage für die etwa 250 Jahre andauernde Christenverfolgung. Die Teilnahme am Kaiserkult wurde zu einem Prüfstein für die Staatstreue, die Ablehnung wurde als "Majestätsbeleidigung" aufgefasst und dementsprechend geahndet.
Die Heiligenlegenden aus dieser Zeit sind inhaltlich sehr ungenau übermittelt oder die Geschichte wurde phantasievoll ausgeschmückt. Die Verehrung im Laufe der folgenden Jahrhunderte war ebenfalls sehr unterschiedlich. Gesicherte Lebensdaten können nur bei wenigen angegeben werden. Vieles ist Schmuck und Zier. Manche der Attribute stammen augenscheinlich auch aus späteren Zeiten, so kann man etwa Parallelen zur mittelalterlichen Rechtspraxis leicht erkennen.
Autor: Fritz Fellner
Schande, Folter, Hinrichtung. Rechtsprechung und Strafvollzug in Oberösterreich. Ausstellung der OÖ. Landesmuseen im Schlossmuseum Linz und Mühlviertler Schlossmuseum Freistadt vom 8. Juni bis 2. November 2011.