Der Galgen
Der Galgen war der Ort der Halsgerichtsbarkeit und ein wichtiges Symbol strafrechtlicher Kompetenz in einem Gebiet. Weithin sichtbar wurden verschiedene Arten von Galgen errichtet, um vor allem Reisende vor Verbrechen zu warnen. Im Mittelalter war das Hängen die wohl häufigste Todesstrafe. Mit Hilfe von Leitern stiegen Henker und Delinquent zum Galgen hinauf. Der Henker legte den Strick um den Hals des zu Richtenden, kletterte herunter und stieß die Leiter des „Armen Sünders“ um. Der Tod trat manchmal erst nach 15 Minuten ein. Im sogenannten „Tanz der Gehängten“ hauchten sie ihr Leben aus.
Autorin: Ute Streitt
Der Henkerskarren von Neufelden diente im 17. Jahrhundert dem Transport von Delinquenten. Im Wagen sitzend, wurden sie vom Gefängnis zunächst zur Armen-Sünder-Kapelle (letzte Andacht) und weiter zur Richtstätte auf dem Galgenberg gebracht. Der Henker begleitete sie auf dem äußeren Sitz. Einer Sage zufolge soll der Karren von einer schwarzen Kuh gezogen worden sein.
Der Henkerskarren von Neufelden diente im 17. Jahrhundert dem Transport von Delinquenten. Im Wagen sitzend, wurden sie vom Gefängnis zunächst zur Armen-Sünder-Kapelle (letzte Andacht) und weiter zur Richtstätte auf dem Galgenberg gebracht. Der Henker begleitete sie auf dem äußeren Sitz. Einer Sage zufolge soll der Karren von einer schwarzen Kuh gezogen worden sein.
Nachdem Kaiser Joseph II. 1787 die Hinrichtungen abgeschafft hatte, dürfte der Karren in Vergessenheit geraten sein. Erst der Gemeindearzt Karl Lugmayr (1851 – 1931) entdeckte ihn in der Dachkammer des ehemaligen Bürgerspitals von Neufelden. 1959 wurden einige Teile ergänzt und der Karren in Schloss Pürnstein ausgestellt. 2011 erhielten die Oberösterreichischen Landesmuseen ihn als Geschenk von der Gemeinde Neufelden.
Autorin: Ute Streitt
Exkurs: Die schöne Kathi
Katharina Schietz wird am 1.4.1820 in Untergahleiten, Pfarre St.Peter am Wimberg, Bezirk Rohrbach, als uneheliches Kind der Elisabeth Schietz, Bauerntochter aus Auberg, geboren.
Katharina Schietz wird am 1.4.1820 in Untergahleiten, Pfarre St.Peter am Wimberg, Bezirk Rohrbach, als uneheliches Kind der Elisabeth Schietz, Bauerntochter aus Auberg, geboren. Die Mutter stirbt früh, das Kind wächst bei der Großmutter auf und geht in Rohrbach zur Schule. Nach dem Tod muss sie als Magd in Dienst gehen. Sie steht im Ruf, zahlreiche Männerbekanntschaften zu haben, darunter den bekannten Wildschützen Franz Liebl. Ein uneheliches Kind stirbt im Mai 1845 im Alter von 6 Wochen. Um versorgt zu sein, heiratet Katharina am 19.8.1845 den Taglöhner Jakob Mühllehner. Gemeinsam kaufen sie ein Häusel in Gollner (Rohrbach). Die beiden leben in ärmlichen Verhältnissen. Zum Haus gehören ein kleiner Erdäpfelacker und eine Kuh, die Einnahmen als Tagelöhner sind spärlich. Es gibt Auseinandersetzungen und Schläge.
Hüttrach („Hüttenrauch“), auch Arsen wird als Rattengift verwendet, aber auch von je her zur Vergiftung von Menschen. Die Mühllehners kaufen das Gift, um die Ratten von der Kuh im Stall fernzuhalten.
Hüttrach („Hüttenrauch“), auch Arsen wird als Rattengift verwendet, aber auch von je her zur Vergiftung von Menschen. Die Mühllehners kaufen das Gift, um die Ratten von der Kuh im Stall fernzuhalten. Nach einem besonders heftigen Streit mischt Katharina ihrem Ehemann eine Messerspitze Arsen in die Erdäpfelsuppe. Am Abend wiederholt sie dies in der Eiersuppe und geht mit ihrem Mann, der schon unter heftigen Magenschmerzen leidet, zu Bett. Am folgenden Tag gibt sie ihm noch zweimal Gift in Suppe und Kaffee. Der Arzt wird erst im letzten Moment geholt; am 29.3.1846 stirbt Jakob Mühllehner unter heftigen Schmerzen. Als Todesursache wird im Totenschein „chronische Magen- und Darmentzündung“ eingetragen.
Sehr bald gibt es Gerüchte über den plötzlichen Tod des Jakob Mühllehner. Der Streit zwischen den Ehegatten, die plötzlich Magenkrankheit, die so schnell zum Tod geführt hat...
Sehr bald gibt es Gerüchte über den plötzlichen Tod des Jakob Mühllehner. Der Streit zwischen den Ehegatten, die plötzlich Magenkrankheit, die so schnell zum Tod geführt hat... Schließlich ordnet das zuständige Landgericht auf Schloss Marsbach die Exhumierung an. Seit 1832 kann Arsen in Leichen nachgewiesen werden. Katharina Mühllehner wird verhaftet und im vergitterten „Kaibl-Wagen“ ( Viehtransport ) in den Kerker nach Schloss Marsbach überführt. Erst, als man der Angeklagten vorlügt, ihr Liebhaber, der Wildschütz Liebl, sei erschossen worden, bricht sie zusammen und gesteht. Das Todesurteil ergeht am 18.12.1847. Ein Gnadengesuch des Kriminalrichters Ledwinka wird vom Kaiser abgelehnt. Angeblich soll der Richter im Gefängnis ein Verhältnis mit der „schönen Kathi“ angefangen haben...
Nach Bestätigung des Todesurteils wird die Verurteilte in Hofkirchen, das dem Gerichtsort Schloss Marsbach am nächsten liegt, einen Tag lang an den Pranger gestellt.
Nach Bestätigung des Todesurteils wird die Verurteilte in Hofkirchen, das dem Gerichtsort Schloss Marsbach am nächsten liegt, einen Tag lang an den Pranger gestellt. Von nun an erhält sie auch „Besuch“. Neugierige stehen an der Zellentür Schlange, um durch ein „Guckerl“ in der Zellentür einen Blick auf die Todeskandidatin zu werfen. Als „Eintrittsgeld“ wirft man eine Spende in den Almosenkasten an der Zellentür, aus dem Messen für die Seele der Verurteilten gelesen werden sollen. Da die Unruhe in der Umgebung steigt – das Revolutionsjahr 1848 ist angebrochen -, fordert der Kriminalrichter eine Halbkompanie Soldaten zum Schutz der Hinrichtung an.
Am Samstag, dem 29.April 1848, um 6 Uhr morgens wird das Todesurteil auf dem Schlossplatz vor zahlreichen Zuschauern verlesen.
Am Samstag, dem 29.April 1848, um 6 Uhr morgens wird das Todesurteil auf dem Schlossplatz vor zahlreichen Zuschauern verlesen. Die Verurteilte wird in Begleitung eines Geistlichen auf einem Henkerskarren zum Richtplatz gefahren. In der Hand trägt sie den Almosenkasten. Die begleitende Menschenmenge betet den Rosenkranz. Bei den Galgenlinden angekommen, steigt die Verurteilte auf eine Leiter, der Henker wirft ihr ein Tuch über den Kopf. Der Leiter wird weggezogen, der Henker dreht den Kopf der Kathi, während seine Gehilfen an den Füßen ziehen. Mit hörbarem Knacken bricht das Genick. Um 7.30 Uhr tritt der Tod ein. Die Henkersknechte verscharren die Leiche der Kathi in der Nähe des Richtplatzes. Es ist die letzte öffentliche Hinrichtung im Mühlviertel, da das Landgericht Marsbach im Zuge der Revolution von 1848 aufgelöst wird.
Schande, Folter, Hinrichtung. Rechtsprechung und Strafvollzug in Oberösterreich. Ausstellung der OÖ. Landesmuseen im Schlossmuseum Linz und Mühlviertler Schlossmuseum Freistadt vom 8. Juni bis 2. November 2011.