„Kollektive“ Freizeit
Die staatliche Sozialpolitik der Nachkriegsjahre des Ersten Weltkrieges verschafft den Erwerbstätigen – etwa durch die Urlaubsregelung – mehr Freizeit. Auch das entsprechende Angebot wird größer – vor allem über parteinahe Vereine und Organisationen wie Bildungs- und Sportvereine oder diverse Jugendorganisationen. Größere Reisen können sich nur wenige leisten und so sind Tagesausflüge und Wanderungen eine willkommene Alternative.
Sportbewegung
Sport gewinnt zunehmend an gesellschaftlicher Bedeutung und wird Teil der Freizeitgestaltung. In der Ersten Republik ist er noch hauptsächlich in Vereinen organisiert und stark von politischen Parteien und Bewegungen geprägt, wie etwa deutschnationale Turnvereine, Arbeitersportvereine oder der Alpenverein. Das „Kollektiv“ zählt oft mehr als Einzelleistungen. Das Angebot an Sportarten wird umfangreicher. Großen Zuwachs verbuchen alpine sowie Fußball- und Schwimmvereine.
Freizeitgesellschaft
Freizeit ist in den letzten 60 Jahren zunehmend individueller und vielfältiger geworden. In den 1960er Jahren kommt der Massentourismus auf: Viele reisen an die nahe Adria, später sind auch Fernreisen leistbar. Schließlich gewinnen die neuen Medien (Computer, Fernsehen) massiv an Bedeutung. Das Freizeitangebot wächst fast uneingeschränkt. Für die österreichische Wirtschaft ist der Tourismus eine wichtige Einnahmequelle. Rund um die Freizeitgesellschaft hat sich eine ganze Industrie entwickelt.
Sport
Die Vereinnahmung des Sports durch die Politik nimmt ab. Die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Verbände (ASVÖ, ASKÖ, UNION) ist eng. Neben der gemeinschaftlichen sportlichen Betätigung wird die individuelle Ausübung von Sport immer dominanter. Schlank und fit zu sein wird für viele zum Schönheitsideal – Sport soll helfen dieses Ziel zu erreichen. Die Zahl der Sportarten nimmt stetig zu. Breiten- und Spitzensport klaffen weit auseinander. Letzterer steht zunehmend im Mittelpunkt des len Interesses.
Autoren: Stefan Karner und Lorenz Mikoletzky, 2008 (wissenschaftliche Ausstellungsleitung)
Der Rest ist Österreich. Geschichte der Republik - Dokumentation zur Ausstellung im Nordico. Museum der Stadt Linz vom 3. Februar-18. April 2010