Widerstand
Organisierten Widerstand gegen das Regime gibt es in Linz wenig. Anzuführen sind etwa die 1942 gegründete GB (Gegenbewegung), welche Angehörige aller früheren politischen Parteien umfasst und die Bewegung „Freies Österreich“ unter der Führung Richard Bernascheks, an der in erster Linie ehemalige Schutzbundaktivisten beteiligt sind. Gauleiter Eigruber lässt ihre Exponenten verhaften und noch in den letzten Apriltagen 1945 im Konzentrationslager Mauthausen ermorden.
Individuelles Opfer wird der in Linz ansässige Oberstleutnant Robert Bernardis, der als Vertrauter Stauffenbergs nach dem missglückten Attentat hingerichtet wird.
Wenig Verständnis wird auch lange Zeit nach 1945 dem Opfertod des Innviertlers Franz Jägerstätter entgegengebracht, der aus Gewissensgründen den Wehrdienst verweigert und deshalb exekutiert wird.
>> Blutzeugen des Glaubens in Oberösterreich
Vertreibung der Juden aus Linz und Oberösterreich
Bei der NS-Machtübernahme im März 1938 wird zielstrebig und rasch gegen die lokale jüdische Bevölkerung vorgegangen: Die SA und die Gestapo treiben die bekannteren Persönlichkeiten der jüdischen Gemeinde zusammen, stecken sie ins Gefängnis und transportieren sie nach Dachau, einige nehmen sich das Leben. Viele Familien werden nach Wien verschleppt und in Sammelwohnungen eingewiesen. Nach wenigen Wochen sind die Betriebe und Geschäfte jüdischer Inhaber „arisiert“ (= enteignet) oder geschlossen.
In der Nacht vom 9. zum 10. November brennt wie überall im „Reich“ auch die Linzer Synagoge bis auf die Grundmauern nieder. Von den ca. 600 Juden, die 1938 in Linz leben, kann etwa die Hälfte fliehen, die restlichen kommen in KZs um oder sind verschollen.
Vernichtung „unwerten“ Lebens in Hartheim und Linz
Der inhumane Wahn von Volksgesundheit und Rassenreinheit in der NS-Ideologie sieht keinen messbaren Nutzen in geistig und körperlich behinderten Menschen. Weil die Tötung Geisteskranker auch im NS-Staat keine gesetzliche Grundlage hat und bis zuletzt strafbar bleibt, wird unter höchster Geheimhaltung unter dem Tarnnamen „Aktion T 4“ die Euthanasie an diesen Menschen vorbereitet. Sie werden in allen psychiatrischen Anstalten statistisch erfasst und in wenigen, speziell dafür ausgebauten Anstalten getötet. Eine davon ist das Schloss Hartheim bei Alkoven. Die Patienten werden wie in den späteren Vernichtungslagern vergast, ihre Leichen im Krematorium verbrannt. Die Angehörigen erhalten eine Sterbeurkunde mit fingierter Todesursache. Eine erhaltene Statistik spricht von 18.269 Opfern zwischen Ostern 1940 und dem Ende der Aktion im August 1941.
In der Folge werden in der Anlage von Hartheim vornehmlich arbeitsunfähige KZ-Insassen getötet, in Niedernhart geht das Morden in wesentlich vermindertem Umfang weiter. Die Patienten werden mit einer erhöhten Dosis Luminal und bei medizinischen Versuchen ums Leben gebracht.
KZ Mauthausen und Nebenlager
Zum schweren Erbe der NS-Zeit zählt für Linz auch das Konzentrationslager Mauthausen, obwohl weder die Stadt noch das Land mit seiner Gründung im August 1938 zu tun haben. Es ist abgesehen von den ausgesprochenen Vernichtungslagern eines der schrecklichsten im gesamten Reich. Die Hälfte der hier und in den Nebenlagern untergebrachten 200.000 Häftlingen findet in nur sieben Jahren den Tod. 8000 bis 10.000 Personen werden aus dem KZ für Zwangsarbeiten während des Krieges herangezogen, von denen mindestens 10 Prozent nicht überleben.
Besetzung/Befreiung
Am 5. Mai 1945 fahren zu Mittag die ersten Panzer der 11. Division der dritten US-Army von Norden kommend auf dem Linzer Hauptplatz ein, der bereits weiß beflaggt ist. Entgegen allen militärischen Anordnungen werden weder die Brücken noch andere kriegswichtige Einrichtungen gesprengt. Der Gauleiter flüchtet, die Armee wird aus der Stadt abgezogen. Krieg und Nationalsozialismus sind vorbei, die Träume Hitlers von der Kunst- und Kulturmetropole Linz ausgeträumt.
Autoren: Willibald Katzinger und Jürgen Matolycz, 2009
Der Rest ist Österreich. Geschichte der Republik - Dokumentation zur Ausstellung im Nordico. Museum der Stadt Linz vom 3. Februar-18. April 2010