Das „Wunder von Wörgl“ –
der „Wörgler Schilling“

Inmitten der Weltwirtschaftskrise 1932/33 gelingt es dem kleinen Ort Wörgl in Tirol mit Hilfe einer eigenen Gutscheinwährung – dem „Wörgler Schilling“ – die Arbeitslosigkeit wieder deutlich zu senken und die Wirtschaft anzukurbeln: Während in Österreich die Arbeitslosigkeit in diesem Zeitraum um 19 Prozent weiter ansteigt, geht sie in Wörgl um 16 Prozent zurück. Der damalige Bürgermeister Michael Unterguggenberger bedient sich dabei der Ideen von Silvio Gesells Freiwirtschaftslehre und setzt diese erstmals und mit großem Erfolg in die Praxis um.

Gesell erkennt in der Hortungsmöglichkeit von Geld eines der großen Probleme unseres Geldsystems. Damit der Wirtschaftskreislauf wieder funktioniert, muss daher die Umlaufgeschwindigkeit erhöht werden. Dies wird in Freigeldsystemen durch regelmäßige Abwertung erreicht. Beim Wörgler Schilling ist dies 1 Prozent des Nennwertes pro Monat.

Mit dem Verweis auf das Geldausgabemonopol erwirkt die Nationalbank einen Gerichtsbeschluss, um das Freigeld-Experiment in Wörgl zu Fall bringen. Im September 1933 muss der Wörgler Schilling wieder abgeschafft werden, obwohl bereits internationale Experten raten, dem Beispiel Wörgls zu folgen, um der Krise gegenzusteuern.

Heute gibt es weltweit viele Regionalwährungssysteme, die als Komplementärwährungen anerkannt sind und die regionale Wirtschaft stärken.

Henry Ford (1863–1947)

„Eigentlich ist es gut, dass die Menschen unser Banken- und Währungssystem nicht verstehen. Würden sie es nämlich, so hätten wir eine Revolution vor morgen früh.“

Ludwig von Mises (1881–1973)

„Es gibt keinen Weg, den finalen Kollaps eines Booms durch Kreditexpansion zu vermeiden. Die Frage ist nur, ob die Krise durch freiwillige Aufgabe der Kreditexpansion kommen soll oder später zusammen mit einer finalen und totalen Katastrophe des Währungssystems.”

Autoren: Stefan Karner und Lorenz Mikoletzky, 2008 (wissenschaftliche Ausstellungsleitung)

Der Rest ist Österreich. Geschichte der Republik - Dokumentation zur Ausstellung im Nordico. Museum der Stadt Linz vom 3. Februar-18. April 2010