Frauen
in der Politik

Erste weibliche Abgeordnete
Das Frauenwahlrecht 1918/19 begünstigt zunächst die Christlichsozialen. Sie profitieren vom katholischen Vereinsnetz, was sich sowohl bei den Wahlergebnissen als auch bei den Parteimitgliedern bemerkbar macht. Erst nach und nach sind auch Sozialdemokratinnen in ihrer Partei stärker vertreten, obwohl sie im Parlament von Anfang an dominieren: Ab 1919 sitzen im Durchschnitt sieben oder acht sozialdemokratischen zwei christlichsoziale Mandatarinnen gegenüber.
Die im internationalen Vergleich relativ hohen Zahlen verdecken jedoch allgemeine gesellschaftliche Trends. In den 1930er Jahren überwiegen wieder deutlich traditionellere Vorstellungen der Geschlechterrollen.

Adelheid Popp

geb. 1869 in Wien, gest. 1939 in Wien

geb. 1869 in Wien, gest. 1939 in Wien
Die Tochter eines Webers muss Kinderarbeit in einer Fabrik leisten. 1909 wird die Geschichte ihrer Jugend veröffentlicht, die später in mehreren Sprachen erscheint. Als Sozialdemokratin wird sie zum Sprachrohr der Frauen inner- und außerhalb der Partei. Popp setzt sich 1918 bis 1934 als Wiener Gemeinderätin und Nationalratsabgeordnete für eine Änderung des Scheidungsrechtes und des Abtreibungsparagraphen ein.

Die ersten Frauen in hohen politischen Ämtern der Republik

Jahr Name Funktion Partei
1927 Olga Rudel-Zeynek Vorsitzende des Bundesrats Christlichsoziale Partei
1945 Helene Postranecky Regierungsmitglied (Unterstaatssekretärin) KPÖ
1966 Grete Rehor Ministerin ÖVP
1996 Waltraud Klasnic Landeshauptmann ÖVP
2006 Barbara Prammer Nationalratspräsidentin SPÖ

Entwicklung des Frauenanteils im Nationalrat

GP Datum Anzahl der Abgeordneten Frauenanteil
P.NV. 21.10.1918 208 0 %
k.NV. 4.3.1919 159 5,03 %
I.GP 10.11.1920 175 5,14 %
II.GP 20.11.1923 165 4,85 %
III.GP 18.5.1927 165 3,64 %
IV.GP 2.12.1930 165 5,57 %
V.GP 19.12.1945 165 5,45 %
VI.GP 8.11.1949 165 4,85 %
VII.GP 18.3.1953 165 5,45 %
VIII.GP 8.6.1956 165 4,85 %
IX.GP 9.6.1959 165 5,45 %
X.GP 14.12.1962 165 5,45 %
XI.GP 30.3.1966 165 5,45 %
XII.GP 31.3.1970 165 4,85 %
XIII.GP 4.11.1971 183 6,01 %
XIV.GP 4.11.1975 183 7,65 %
XV.GP 5.6.1979 183 9,84 %
XVI.GP 19.5.1983 183 9,29 %
XVII.GP 17.12.1986 183 11,48 %
XVIII.GP 5.11.1990 183 19,67 %
XIX.GP 7.11.1994 183 21,86 %
XX.GP 15.1.1996 183 25,68 %
XXI.GP 29.10.1999 183 26,78 %
XXII.GP 20.12.2002 183 33,88 %
XXIII.GP 30.10.2006 183 31,15 %

P.NV. = Provisorische Nationalversammlung
k.NV. = Konstituierende Nationalversammlung
GP = Gesetzgebungsperiode

Autoren: Stefan Karner und Lorenz Mikoletzky, 2008 (wissenschaftliche Ausstellungsleitung)

Der Rest ist Österreich. Geschichte der Republik - Dokumentation zur Ausstellung im Nordico. Museum der Stadt Linz vom 3. Februar-18. April 2010